Meinung

Omid Nouripour im Rausch der Macht und die Kraft von DJ-Playlists

Omid Nouripour im Rausch der Macht und die Kraft von DJ-Playlists

Quelle: Gettyimages.ru © Ulrich Baumgarten / KontributorOmid Nouripour, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, auf dem Bundesparteitag von Bündnis 90/Die Grünen in Bonn. 15. Oktober 2022.

Von Bernhard Loyen

Wir leben in bizarren politischen Zeiten. Innerhalb kürzester Zeit schafft es die amtierende Regierungspolitik, sich wortwörtlich dreimal selbst abzuschießen. Dreimal sorgten tonangebende Politiker, quer durch die Parteien, mit einer beeindruckenden Unachtsamkeit gegenüber den dauergenötigten Bürgern dafür, auch noch den letzten Restzweifel zu bestätigen – es gibt sie da oben und uns, den Bodensatz da unten. Brot und Spiele, Teile und Herrsche, alles wie gehabt nach den willkürlichen Gesetzen der Macht.

“Über den Wolken muss die Freiheit (der Macht!?) wohl grenzenlos sein”, wusste schon Reinhard Mey im Jahre 1974 und bescherte der Regierung im August das jüngste Maskengate Nummer eins: den Regierungsflieger. Im Oktober folgte Maskengate Nummer zwei: Feldforschung mit der Bahn. Denn Frank-Walter Steinmeier steht oder sitzt als Landesfürst über den Dingen, und das bedeutet: Wann und wo ich eine Maske trage, das überlasst mal bitte mir – wie schon das Video-Beispiel aus dem Mai 2020 belegt:

1983 hieß ein Dancefloor-Hit: Last Night a DJ Saved My Life (Gestern Abend hat ein DJ mein Leben gerettet). Der lief auch in dunkelsten Clubs der sogenannten Subkultur. Eine mögliche damalige Parallelwelt sexueller Neigungen, die heute unter dem neuen Stempel LGBTQ+-Rechte zur annähernden Staatsräson bei Tageslicht ausgerufen wird. 1983 erreichten die Grünen bei den Bundestagswahlen 4,1 Prozent der Erststimmen, aber 5,6 Prozent der Zweitstimmen. So saßen die Grünen mit 28 Abgeordneten im damaligen Bonner Bundestag. 

Unmaskiert: Steinmeier unterwegs – zur Feldforschung im Osten

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Maskengate Nummer drei einer grünen politischen Gegenwart: “Jump around” auf der euphorisierten Parteitagsparty von Bündnis 90/Die Grünen. Musikunterhalter, also DJ, war Omid Nouripour, der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. Nach eigenen Vorgaben vermeintlich gezwungen, riss sich ein Großteil der Delegierten beim abendlichen Besäufnis die FFP2-Maske vom verschwitzten Gesicht und wollte “frei sein, high sein, Hauptsache dabei sein”, ganz im Geiste ursprünglicher Inhalte einer ehemaligen freigeistigen Friedenspartei. 

Durften die das denn überhaupt, so ohne Maske im Innenraum völlig enthemmt tanzen, hüpfen und singen? 

Im August teilte Nouripour dem Spiegel mit: “Ich leide mehrmals am Tag an Schwindelgefühlen”, die liegen aber nicht an möglichen nächtlichen DJ-Aufträgen, sondern an seiner durchgemachten Corona-Infektion. Die hatte er drei Monate zuvor, er fürchtet sich vor Long COVID. Bei Betrachtung des hüpfenden Nouripour auf der Grünen-Party denkt man spontan “schön, dass seine Lebensfreude und Lebenskraft aktuell nicht eingeschränkt sind durch Long COVID”. Zu möglichen Ausreizungen des Infektionsschutzgesetzes zum Jahresende teilte er im Juni jedoch mit:

“Man muss die Maßnahmen steigern können, wenn sich eine Notlage entwickelt. Das beginnt mit der Maskenpflicht und Abstandsregeln und geht weiter mit Zugangsregeln wie 3G, also für Geimpfte, Genesene und Getestete.”

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Es findet sich leider nicht die gesamte Liste von ausgewählten Liedern des ausgelassenen Festes. Es stellen sich spontan Fragen oder auch Fantasien ein. Ob er wohl Burning down the house von den Talking Heads gespielt hat, symptomatisch für die aktuelle grüne Wirtschaftspolitik? So hieß es aktuell auf dem Bundesparteitag am Wochenende “Frieden schaffen, nur mit Waffen”. Ein Widerspruch für die Grünen? Nein – ob er wohl Edwin Starrs “War” gespielt hat, in der Version von Bruce Springsteen:

“Krieg, hm, ja – Wozu ist das gut? Zu absolut nichts, uhh
Krieg, hm, ja – Wozu ist er gut?
Zu absolut gar nichts – Sagt es noch mal, Leute!”

Eine reine Friedenspartei bis 1999, mehrheitlich bedacht auf das Wohl aller Bürger bis zum Jahre 2021, stößt aktuell mit einer offensichtlich zerstörerischen und irritierenden Radikalität Millionen Bürger in eine ungewisse Zukunft. Zündelt fahrlässig und vollkommen irrsinnig im Rausch der Macht an der explosiven Entwicklung im Ukraine-Krieg. Wie wäre es mit einem zeitnahen “zurück zu den Wurzeln”? Die grüne Kulturstaatsministerin Claudia Roth war Managerin der Band Ton Steine Scherben. Die sangen 1969, mit Kommentierungen zur grünenpolitischen Gegenwart:

  • Züge rollen – Richtung Polen und dann in die Ukraine
  • Dollars rollen – für die Waffen- und Pharmaindustrie
  • Menschen schuften – und kämpfen um das Überleben
  • Fabriken bauen – wird gerade alles demontiert
  • Maschinen bauen – wird gerade stillgelegt
  • Motoren bauen – ist nicht mehr erwünscht
  • Kanonen bauen – JA, denn Frieden schaffen, nur noch mit mehr Waffen
  • Für wen? – für den reinen Machterhalt
  • Der Refrain lautet: 

“Macht kaputt, was euch kaputt macht. Macht kaputt, was euch kaputt macht!”

Stellt das nach Definition der amtierenden Ampel-Regierung heutzutage eine “ver­fas­sungs­schutz­re­le­van­te De­le­gi­ti­mie­rung des Staa­tes” dar? Der Texter Rio Reiser schrieb in einem anderen Lied: “Gibt es ein Land auf der Erde, wo der Traum Wirklichkeit ist? Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nur eins, und da bin ich sicher: Dieses Land ist es nicht.” Deutschland entwickelt sich unter der Politik von Bündnis 90/Die Grünen konsequent in Richtung eines düsteren Albtraums. 

Es bleibt aber weiterhin ein rein unbestätigtes Gerücht, dass achtzig Jahre nach Veröffentlichung im Jahre 1942 in den frühen Morgenstunden des 16. Oktober 2022 die komplette grüne Parteispitze untergehakt zu den Klängen von Zarah Leander, wohlweislich ausgesucht von DJ Omid, den Durchhalteschlager der Stunde gesungen und gegrölt hat: 

“Davon geht die Welt nicht unter, sieht man sie manchmal auch grau. Einmal wird sie wieder bunter, einmal wird sie wieder himmelblau.”

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