Meinung

Vom Deutschen Buchhandel ausgezeichneter “Friedenspreisträger” posiert mit Bandera-Flagge

Vom Deutschen Buchhandel ausgezeichneter "Friedenspreisträger" posiert mit Bandera-Flagge

Schadan und Saluschny mir der Bandera-Flagge, Screenshot aus sozialen Netzwerken.

Von Anton Gentzen

Der Ukrainer Sergei Schadan ist den Lesern von RT DE aus der Berichterstattung über die Verleihung des “Friedenspreises” des Deutschen Buchhandels im Oktober vergangenen Jahres bekannt. Schon damals kam es unvoreingenommenen Beobachtern merkwürdig vor, dass ausgerechnet ein Hassprediger, der einen nicht geringen Beitrag zum Entflammen des Bürgerkriegs in seinem Land geleistet hat, mit einem Preis ausgezeichnet wird, der nach seiner Eigenbeschreibung Ausdruck der “Verpflichtung des Buchhandels zur Völkerverständigung” sein will.

Nun macht Schadan in sozialen Netzwerken Schlagzeilen mit einem Foto, das ihn und den Oberkommandierenden der ukrainischen Streitkräfte, Waleri Saluschny, mit einer ganz speziellen Flagge in den Händen zeigt ‒ der rot-schwarzen Flagge Stepan Banderas. 

Zur Erklärung: Die Nationalflagge der Ukraine ist blau-gelb. Oben blau, unten gelb. Die rot-schwarze Flagge (oben rot, unten schwarz) hingegen ist Symbol der im April 1941 im deutsch okkupierten Polen unter der Schirmherrschaft Hitlerdeutschlands gegründeten Bandera-Fraktion der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN-B).

Den Zusammenhang zwischen der Gründung der OUN-B und ihren Symbolen, beispielsweise dem nun auch bei einigen deutschen Politikern beliebten Slogan “Slawa Ukraini”, hatte RT DE bereits in einem Artikel im März vergangenen Jahres beleuchtet. Wer sich mit der OUN-Flagge ablichten lässt, will nicht seine Verbundenheit mit seinem Land zum Ausdruck bringen, sondern eine klare ideologische Richtung ‒ die der ukrainischen Nazis und Kollaborateure Hitlers.  

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Wessen Geistes Kind Schadan ist, wird auch in dem Artikel über ihn und sein Werk in der ukrainischen Zeitung Ukrainska Prawda deutlich, für den das obige Foto geschossen wurde. Das Feature lobpreist das jüngste Werk des Schriftstellers und erinnert auch an jene Preisverleihung in Frankfurt am Main vor gut zehn Monaten.

Eines sei vorausgeschickt: Dagegen, dass ein Schriftsteller und Musiker (Schadan vereint in sich beides) in für sein Land schweren Zeiten in als Luftschutz genutzten U-Bahnstationen, in Hospitälern und auch an der Front vor uniformierten Landsleuten auftritt, ist an sich nichts einzuwenden. Es ist wohl sogar die Pflicht und Schuldigkeit eines Kulturschaffenden in Kriegs- und Krisenzeiten. Die entscheidende Frage ist, mit welchen Botschaften er auftritt. Schauen wir uns an einigen Beispielen an, welche Botschaften Schadan unter sein Publikum zu bringen versucht. 

Sein 2016 geschriebener und auf dem Album “Hunde” veröffentlichter Song “10 Gerechte” spielt auf die biblische Erzählung über das Schicksal von Sodom und Gomorra an. Im 1. Buch Mose, Kapitel 18, wird beginnend mit Vers 22 beschrieben, wie Abraham versucht, Gott von der Zerstörung der zwei Sünderstädte aus Rücksicht auf wenige angeblich darin lebende Gerechte abzuhalten. Abraham feilscht regelrecht mit dem Schöpfer und “handelt” ihn schließlich auf zehn Gerechte herunter, die unter den Einwohnern aufzufinden wären, damit Gott Gnade walten lässt. 

Was soll diese Reminiszenz im Lied eines nationalistisch gesinnten Ukrainers im Jahr 2016 anderes sein als eine Metapher für die abtrünnigen Städte Donezk und Lugansk? Schadan “weist” in den beiden Strophen einem Gerechten nach dem anderen Sünden nach, die von Verrat über Feigheit und eine Homo-Ehe (schönen Gruß an die Linken in Deutschland!) bis zur Käuflichkeit reichen, und spricht im Refrain sein Urteil: 

“Also vernichte jeden und brandschatze alles: Der Kirchen Mauern und dunkle Wälle.”

Geschrieben in dem Jahr, in dem die Minsker Verträge noch die Chance auf innerukrainischen Ausgleich boten, die Maidan-Ukraine hätte dafür nur etwas Verständnis für die Rechte und Befindlichkeiten der Donbass-Einwohner aufbringen müssen.

Der 2019 veröffentlichte Song “Kobson” nimmt Bezug auf den 2018 verstorbenen jüdischen Gesangsstar Jossif Kobson. Kobson gehörte zu den bekanntesten Sängern der Sowjetunion. Im Donbass geboren, bezog er 2014 ohne Zögern Stellung gegen den durch das Maidan-Regime in der Region entfachten Bürgerkrieg.

Schadans offizielles Video tischt unverblümt sämtliche ukrainischen Vorurteile gegen die Russischsprachigen im Donbass auf: schlicht, primitiv, kriminell, Säufer… Unansehnlich werden in dem Clip sowohl ein orthodoxer Geistlicher als auch Pioniere der Sowjetzeit dargestellt. Der Songtext selbst rückt Kobson in die Nähe zum die Kriminalität romantisierenden russischen Chanson der 1990er. Eine Stilrichtung, für die der verstorbene Sänger nie Symbolfigur war ‒ zu seinem Repertoire gehörten eher sowjetische patriotische Lieder. 

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In dem Song “300 Chinesen” (2016) betreibt der Friedenspreisträger sinophobe Volksverhetzung. Chinesen würden auf der Suche nach einem besseren Leben und diversen Konsumgütern (als würden nicht nahezu alle Konsumgüter, die in der Ukraine und in Europa im Handel erhältlich sind, längst im Reich der Mitte produziert) in einem “kaputten Ikarus”(-Bus) nach Budapest fahren. Das Ganze endet damit, dass die Chinesen “im Namen Maos” in Ungarn eine marxistische Diktatur errichten. 

Diese und andere Hasspredigten sind offenbar selbst den ukrainischen Soldaten, vor denen Schadan und Band auftreten, zu viel. In dem Artikel der Ukrainska Prawda lamentiert Schadan darüber, dass die Soldaten ihn auffordern würden, ihnen lieber etwas über die Liebe zu singen, denn ‒ wörtliches Zitat ‒ “Krieg haben wir hier auch ohne dich genug”. Liebeslieder führt der Friedenspreisträger jedoch nicht in seinem Repertoire. Beziehungsweise doch, aber sagen wir es so: sehr spezifische, voller Gewalt und Verachtung für das weibliche Geschlecht. 

Und noch etwas erfahren wir aus dem Porträt der Ukrainska Prawda. Etwas, worüber RT DE nicht berichtet hat, es ist uns entgangen. Etwas, das ich bei aller Phantasie nie für möglich gehalten hätte. Sergei Schadan hat nämlich noch einen Preis erhalten. Leser, halte dich fest: den Hannah-Arendt-Preis des Jahres 2022. 

Was wohl die jüdisch-amerikanische Antifaschistin selbst dazu sagen würde, dass ein mit Banderas faschistischer Flagge posierender Hassprediger mit dem Preis ihres Namens geehrt wurde? 

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