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Twitter-Files, Teil 14: Russische Bots? Eine massenhafte Wahnvorstellung

Twitter-Files, Teil 14: Russische Bots? Eine massenhafte Wahnvorstellung

Screenshot “Alliance for Securing Democracy”.

Im 14. Teil seiner Enthüllungen aus den Twitter-Files beschäftigt sich Matt Taibbi mit dem Mythos russischer Bots in dem Kurzmeldungsnetzwerk. Dabei geht es vor allem um Ereignisse von Anfang 2018.

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Am 18. Januar schrieb der Republikaner Devin Nunes ein Memo an den Geheimdienstausschuss, in dem einige Informationen über das FBI und das “Steele-Dossier” enthalten waren, die belegten, dass der im Wahlkampf 2016 erhobene Vorwurf der Kooperation mit Russland konstruiert war. Die Vorwürfe dieses Memos sollten im Dezember 2019 in der abschließenden Untersuchung zum Thema “Russiagate” weitgehend bestätigt werden.

Nachdem dieses Memo als geheim eingestuft wurde, gewann der Hashtag “Gebt das Memo frei” (release the memo) an Bekanntheit. Die Demokraten im US-Kongress reagierten nicht nur auf das Memo selbst mit Erklärungen, es sei irrelevant, sondern auch mit Erklärungen, die Popularität von “release the memo” sei das Ergebnis der Arbeit russischer Bots und nicht eine Widerspiegelung öffentlichen Interesses.

Twitter reagierte darauf mit der Stellungnahme, die eigenen Untersuchungen der Firma hätten ergeben, dass keinerlei russische Beteiligung zu finden sei.

Mit dieser Information ging Twitter allerdings nicht an die Öffentlichkeit, sondern kommunizierte mit Vertretern der US-Demokraten. Währenddessen lief die Kampagne, russische Bots zu beschuldigen, weiter. Dazu beriefen sich die Vertreter der Demokraten auf ein Webportal, das einem ehemaligen FBI-Agenten gehörte, das selbst allerdings nie offenlegte, welche Belege es für russischen Einfluss auf die Forderung nach Freigabe des Memos hatte.

USA: "Russiagate" bricht völlig zusammen – Hauptverfechter der Theorie versucht sich zu distanzieren

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In den Twitter-Files findet sich kein Beleg dafür, dass die US-Demokraten oder die Vertreter der Presse jemals bei Twitter selbst nachgefragt hätten, ob die Behauptung bezüglich russischer Bots der Realität entspräche. Die Führung von Twitter beschränkte sich auf Warnungen: “Ich rate Ihnen, der Darstellung von Hamilton 68 hierzu gegenüber skeptisch zu sein, das, soweit ich sehen kann, die einzige Quelle für diese Geschichten darstellt”, zitiert Taibbi ein Schreiben der Kommunikationschefin Emily Horne.

Tatsächlich wurde und wird (mit leicht geändertem Namen) diese Plattform von einer Organisation namens Alliance for Securing Democracy betrieben, die ihrerseits zum German Marshall Fund gehört, einer in den USA tätigen, deutschen staatlichen Stiftung.

Der Twitter-Sicherheitschef Yoel Roth überprüfte, auf Anfrage eines demokratischen Abgeordneten, selbst noch einmal die Daten. “Ich habe gerade die Konten überprüft, die die ersten fünfzig Tweets mit #releasethememo gepostet haben und … keiner davon zeigt irgendein Zeichen einer Verbindung nach Russland. (…) Wir haben das untersucht und befanden das Engagement überwältigend als organisch, und vorangetrieben von VITs (besonders wichtigen Tweetern, wie beispielsweise Wikileaks)”.

Da sich Twitter nie dazu durchringen konnte, seine eigenen Bewertungen öffentlich zu machen, lief die Kampagne bezüglich des Memos weiter; NBC, AP, selbst die Zeitschrift Rolling Stone veröffentlichten Artikel, die die Informationen des Memos zu einer rechten Verschwörungstheorie und die Forderung nach seiner Veröffentlichung zu einer russischen Kampagne erklärten. Auf aktuelle Nachfragen von Matt Taibbi dazu antworteten weder diese Medien noch die beteiligten demokratischen Abgeordneten.

Die einzige Reaktion erfolgte vom Republikaner Devin Nunes, der das ursprüngliche Memo verfasst hatte.

“Schiff und die Demokraten behaupteten fälschlicherweise, dass Russen hinter dem Hashtag Release the Memo steckten, hinter all meiner investigativen Arbeit… indem sie die Fälschung über die Kooperation mit Russland verbreiteten, lösten sie einen der größten Ausbrüche massenhafter Wahnvorstellungen in der US-Geschichte aus.”

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