Analyse
Der Sympathie nicht wert: Die Geschichte des Asow-Bataillons in der Ukraine
Während die Einsätze in diesem Spiel gefährlich hoch sind, werden die Kritiker von Bidens Ukraine-Politik als angebliche russische Handlanger oder Verräter gebrandmarkt. Die New York Times und USA Today haben deren Kritik als “rechtsextreme” Rhetorik abgetan. Diese Stimmen würden die “irreführenden Behauptungen” des Kremls über den Krieg wiederholen, schrieb The Times , einschließlich der “unbegründeten” Behauptungen über Biolabore in der Ukraine, die von den USA finanziert wurden.
Das Magazin Rolling Stone nannte den Fox-News -Moderator und Biden-Kritiker Tucker Carlson einen “Speichellecker Putins”, während MSNBC ihm vorwarf, dass er nur deshalb Moskaus Narrative propagiere, weil er das Ziel verfolge, die USA “mit erzkonservativen und weißen nationalistischen Prinzipien” Russland ähnlicher zu machen.
Auch Hollywood ist umgehend auf den “Stand With Ukraine”-Zug aufgesprungen. Die Schauspieler Ben Stiller und Sean Penn gingen sogar so weit, Selenskij mitten im Krieg in Kiew einen Besuch abzustatten, wobei Stiller dem ukrainischen Präsidenten beteuerte: “Du bist mein Held.” Penn drohte im vergangenen März sogar die Oscar-Verleihung zu boykottieren und seine beiden Oscars zurückzugeben, sollten die Organisatoren es nicht erlauben, dass Selenskij per Videoschaltung während der Veranstaltung öffentlich reden darf.
Am Ende kam Selenskij zwar nicht zu seiner Videokonferenz, aber wenigstens wurde während der Oscar-Verleihung in Los Angeles hielt eine Schweigeminute für die Ukraine abgehalten, und man rief zu Spenden auf. Bei der Grammy-Verleihung spielte man immerhin eine aufgezeichnete Videobotschaft von Selenskij, der keinen Grund hat, an der Unterstützung durch die Unterhaltungsindustrie zu zweifeln. Kürzlich sagte er in einer Ansprache an sein Volk: “Die ganze Welt bewundert uns, von Hollywoodstars bis zu Politikern.”
Mehrere große Filmstudios gaben im März bekannt, dass sie die Veröffentlichung ihrer Filme in Russland einstellen, um damit ihre Unterstützung für die Ukraine zu demonstrieren. In Großbritannien hat sich die Premiere eines Blockbusters von Guy Ritchie mit dem Titel “Operation Fortune” Berichten zufolge verzögert, weil er überarbeitet werden musste, um die neu entdeckte Ehrfurcht vor Kiew unter Beweis zu stellen. Es hatte sich nämlich noch rechtzeitig herausgestellt, dass die Gangster in der Geschichte als Ukrainer dargestellt wurden, was derzeit nicht mehr akzeptabel ist.
Hollywood war schon in jener damaligen Kampagne, mit der Stalin und die Sowjets den US-Bürgern schmackhaft gemacht werden sollten, ebenfalls eine wichtige Säule. Damals beeilten sich die Filmstudios, pro-sowjetische Filme zu produzieren – wie “Der Junge aus Stalingrad”, “Das Lied von Russland” und “Moskau schlägt zurück” – und erhielten in den meisten Fällen grünes Licht vom OWI für ihre Drehbücher. Im Film “Tage des Ruhms” mit Gregory Peck als “Vladimir”, wurden sowjetische Partisanenkämpfer als Verteidiger der Demokratie dargestellt. Im Film “Die Schlacht um Russland” wurden gewöhnliche Bürger als glühende Patrioten dargestellt, die ihren Anführern treu ergeben sind – eine Sichtweise, die wohl selbst für Stalin zu weit hergeholt war, der einmal feststellte, dass das sowjetische Volk vor allem “für sein Vaterland gekämpft hat, nicht für uns”.
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US-Präsident Roosevelt ordnete die Produktion eines Films mit dem Titel “Mission nach Moskau” an, der auf einem Buch von Joseph Davies, eines ehemaligen US-Botschafters in der Sowjetunion, basiert. Dieser Film porträtiert Stalin als freundlichen und weisen Führer, mit einer väterlichen Liebe für Kinder. Er beschönigt die Moskauer Schauprozesse von 1936 bis 1938, die Stalin benutzte, um sich seiner politischen Feinde zu entledigen, und stellte diese als notwendigen Schritt dar, um Verräter zu enttarnen. Berichten zufolge sagte Davies zu einem Publikum, das den Film in einem Kino in Chicago gesehen hatte: “Das Ehrenwort der Sowjetregierung ist so ehrlich wie die Bibel.”
Der in der Ukraine geborene sowjetische Ingenieur Wiktor Krawtschenko, der im Rahmen des Lend-Lease-Programms nach Washington versetzt wurde und später überlief, zuckte jeweils ungläubig zusammen, wenn er solche Leichtgläubigkeit hörte, während er die USA bereiste. In seinem Buch “I Chose Freedom” (Ich wählte die Freiheit) von 1946 erinnerte sich Krawtschenko: “Tausende Male musste ich frustriert und schweigend zuhören, wenn die Sowjetdiktatur für die Errungenschaften des sowjetischen Volkes gelobt wurde. Erschrocken stellte ich fest, dass Stalins Einfluss auf das amerikanische Bewusstsein fast so eindringlich war, wie sein Einfluss auf das sowjetische Bewusstsein.”
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war es nicht mehr nötig, “Onkel Joe” Stalin und die Rote Armee zu bewerben. Nachdem Hitler besiegt worden war, entfremdeten sich die einstigen Verbündeten rasch wieder. Ein Ausschuss des Kongresses begann damit, mutmaßliche Kommunisten zu jagen und setzte Hollywood unter Druck, seine patriotische Loyalität zu beweisen. Fortan hatten Filme mit einem Bezug zur Sowjetunion einen entschieden schwärzeren Ton, wie die Filmtitel “Die rote Bedrohung” und “Hinter dem Eisernen Vorhang” belegen.
Eine Gruppe von Demonstranten demonstriert im Dezember 1960 mit Plakaten gegen kommunistische Sympathisanten vor dem Fox Wilshire Theater in Beverly Hills, Los Angeles. American Stock Archive / Archive Photos / Gettyimages.ru
Die Beziehung zwischen den USA und der Ukraine bleibt vorerst freundschaftlich, obwohl sie sich vielleicht nicht mehr in der Phase der Flitterwochen befindet. Einige Beobachter fragen sich bereits, ob die Beziehung im vergangenen Monat zu bröckeln begann, als Biden sagte, Selenskij habe ja Washingtons Warnungen, dass die Russen bereit seien, einen Angriff zu starten, “nicht hören wollen”. Ukrainische Offizielle nannten die Warnungen aus dem Weißen Haus damals “absurd”. Kritiker von Biden, wie Fox -Moderator Charles Payne und Podcast-Moderator Jack Posobiec schätzen, dass Selenskij “unter den Bus geworfen” werde.
Da die wirtschaftlichen Auswirkungen des aktuellen Konflikts an der Heimatfront zunehmen, beginnt die öffentliche Unterstützung in den USA für die Ukraine-Hilfe zu schwinden. Umfragen des Forschungsunternehmens Morning Consult von Anfang Juli zeigen, dass 81 Prozent der US-Amerikaner weiterhin zumindest “etwas” besorgt über die russische Offensive in der Ukraine sind, verglichen mit 90 Prozent im vergangenen März. 46 Prozent der Befragten waren weiterhin der Meinung, dass die US-Regierung Sanktionen gegen russisches Öl verhängen sollte, selbst wenn dies zu einem Anstieg der Kraftstoffpreise führt, gegenüber 55 Prozent im vergangenen April. Aber nur 43 Prozent der US-Wähler, darunter 32 Prozent der Republikaner, betrachten den Schutz der Ukraine als eine Aufgabe der USA, gegenüber 50 Prozent noch im April.
Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij und der französische Präsident Emmanuel Macron nach einer Pressekonferenz am 16. Juni 2022 in Kiew Sergei SUPINSKY / AFP
Meinung
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Dennoch plant Bidens Regierung, noch “für Monate und Jahre” Waffen an die Ukraine zu liefern, sagte ein Beamter des Pentagon vergangene Woche gegenüber der Presse. US-Außenminister Antony Blinken bekräftigte Ende vergangenen Monats zudem, dass die US-Regierung fest entschlossen sei, Kiew langfristig zu unterstützen.
“Wir geben der Ukraine die Unterstützung, die sie braucht, um sich so lange wie nötig zu verteidigen, und wir werden dies auch weiterhin tun”, sagte er, während er im vergangenen Mai – wenn vielleicht auch unabsichtlich – Amerikas Verbündete aus der Vergangenheit mit jenen aus der Gegenwart im Geiste vereinte: “Diejenigen, welche die Vergangenheit studiert haben, wissen, dass Präsident Selenskij und die tapferen Menschen der Ukraine den Geist jener verkörpern, die während des Zweiten Weltkriegs gesiegt haben.”
Übersetzung aus dem Englischen
Tony Cox ist ein US-Journalist, der für Bloomberg und mehrere große Tageszeitungen geschrieben oder redigiert hat.
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