Am Mittwoch veröffentlichte das Büro für Taiwan-Angelegenheiten des chinesischen Staatsrats ein Weißbuch mit dem Titel “Die Taiwan-Frage und Chinas Wiedervereinigung in der neuen Ära”. Eine der eigentlich seit jeher bekannten Aussagen lautet: “Wir sind ein China und Taiwan ist ein Teil von China. Dies ist eine unbestreitbare Tatsache, die durch die Geschichte und das Gesetz gestützt wird. Taiwan war nie ein Staat; sein Status als Teil Chinas ist unabänderlich”, heißt es in dem Weißbuch. Die beiden Vorgängerdokumente stammen aus den Jahren 1993 und 2000. In der aktuellen Version pochen die Autoren darauf, dass die Wiedervereinigung zu beschleunigen sei. Unter anderem ist die Rede davon, ähnlich wie bei der Befreiung Pekings im Jahre 1949, die Insel zu umzingeln und mit friedlichen Mitteln zu übernehmen.
Kommt eine Blockade mit Wirtschaftskrieg?
Die Veröffentlichung dieses Papiers fällt mit der vorläufigen Einstellung der massiven chinesischen Manöver zusammen. Die chinesischen Streitkräfte simulierten eine militärische Übernahme der Insel, die nach Souveränität strebt. In dem Weißbuch heißt es, dass der Einsatz militärischer Mittel nur das allerletzte Mittel sei. Doch was bedeutet dies?
Peking kann angesichts der von der Staatsspitze mehrfach angekündigten harten Reaktionen und der angeheizten Stimmung unter der wachsenden Gruppe von Nationalisten nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Es ist eine Erwartungshaltung entstanden, welche der Staatsrat und das Politbüro bis zum kommunistischen Parteikongress in irgendeiner Form einlösen müssen. Bislang wurden zahlreiche bilaterale Dossiers zwischen den USA und China abgebrochen, landwirtschaftliche Produkte aus Taiwan kamen wie anderes auf die Sanktionsliste.
Wenn ich die Zusammenfassung dieses Weißbuchs richtig lese, dann sollen bestimmte Maßnahmen beschleunigt werden. Doch würde auch hier ein handfester Wirtschaftskrieg Chinas die weltweite Halbleiterproduktion, die auf Taiwan gleichsam konzentriert ist, ins Wanken bringen. Das trifft alle – so, wie Sanktionen immer zum Bumerang werden.