Putin: “Das Spiel des Westens ist gefährlich, blutig und schmutzig”
28.10.2022
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“Russland bleibt für immer Russland” – Wladimir Putins große Beitrittsrede im Wortlaut
Der Präsident erinnerte daran, dass diese negativen Entwicklungen im Rahmen des Waldai-Clubs bereits diskutiert worden waren und dass Russland als Lösungsansatz schon mehrfach die Schaffung eines kollektiven Sicherheitssystems vorgeschlagen hatte. Im Dezember des vergangenen Jahres seien diese Vorschläge “wiederholt zur Seite geworfen worden”.
Inzwischen habe die Krise einen globalen Charakter angenommen und werde niemanden unbeeinträchtigt lassen. Die Menschheit, so Putin weiter, habe zwei Optionen, ihr zu begegnen:
“Entweder die Problemlast weiter anhäufen, die uns unausweichlich zerdrücken wird, oder doch gemeinsam versuchen, Lösungen zu finden, mögen sie auch nicht ideal sein, aber doch funktionieren.”
Putin gab sich zuversichtlich, dass die Notwendigkeit eines Dialogs schließlich auch im Westen eingesehen wird. Als eines der zu lösenden Probleme führte er den Klimawandel und Verminderung der weltweiten biologischen Diversität an. Anschließend zog er eine Parallele zur kulturellen Vielfalt, die nicht weniger wichtig sei. Eine Vereinfachung und Auslöschung jeglicher Unterschiede sei indessen quasi zum Wesen des modernen Westens geworden:
“Was steht hinter dieser Vereinfachung an? Zunächst ist es das Verschwinden des kreativen Potentials des Westens selbst und die freie Entwicklung anderer Zivilisationen aufzuhalten oder zu blockieren.”
Der Präsident erinnerte an die Harvard-Rede des russischen Literaturnobelpreisträgers Alexander Solschenizyn aus dem Jahr 1978. Demnach sei der Westen durch die Vorstellungen eigener Überlegenheit verblendet. Diese Verblendung, “offen rassistisch und neokolonial”, habe in den letzten Jahren besonders garstige Formen angenommen, erklärte Putin:
“Der Glaube an die eigene Unfehlbarkeit ist ein sehr gefährlicher Zustand. Der Wunsch der ‘Unfehlbaren’, diejenigen, die ihnen nicht gefallen, zu vernichten, ist nur einen Schritt davon entfernt.”
Putin führte beispielhaft die gegenwärtige Cancel Culture an, die selbst zu Zeiten des Kalten Kriegs so nicht existiert habe. Der Liberalismus habe sich von einer Ideologie, frei zu sprechen und zu handeln, in sein absurdes Gegenteil gewandelt. Jede alternative Meinung werde für subversiv und für die Demokratie bedrohlich erklärt. Gerade im Falle Russlands nehme dies teilweise lächerliche Züge an:
“Was auch immer von Russland ausgeht, sind alles angeblich Machenschaften des Kremls. Schauen Sie sich doch selbst an! Sind wir etwa so allmächtig, dass jede, aber auch jede Kritik an unseren Opponenten als Machenschaften des Kremls aufgefasst wird?”
Die Entwicklung des Liberalismus in sein Gegenteil sei noch von Dostojewski vorhergesagt worden, erklärte Putin und zitierte eine Figur aus dessen Roman “Die Dämonen”: “Von einer grenzenlosen Freiheit ausgehend ende ich beim grenzenlosen Despotismus.”
Das westliche Globalisierungsmodel sei auf einem finanziellen und technologischen Monopolismus und einer Auslöschung jeglicher Unterschiede aufgebaut worden. Es sei ihrem Wesen nach neokolonial und hätte zum Ziel, die absolute Dominanz des Westens in globaler Wirtschaft und Politik sicherzustellen. Sobald aber andere Staaten, insbesondere die großen asiatischen Staaten, begannen, von eben diesem Modell selbst zu profitieren, habe der Westen begonnen, die eigenen “Regeln” zu verletzen oder gänzlich abzuschaffen:
“Die sogenannten heiligen Prinzipien der Handelsfreiheit, wirtschaftlicher Offenheit, gleichberechtigten Wettbewerbs, ja sogar das Recht auf Eigentum wurden plötzlich komplett vergessen.”
Ein weiteres Beispiel für Verfälschung von Begriffen und Sinnen wäre die westliche Behauptung über die Alternativlosigkeit der Demokratie. Darunter sei ausschließlich die westliche Demokratieform verstanden worden, während alle anderen Formen der Volksherrschaft offen verachtet wurden. Indessen verlangt heute die absolute Mehrheit der Weltgemeinschaft gerade nach Demokratie in internationalen Angelegenheiten und verweigert das Diktat einzelner Staaten. Der Westen bezeichne dies dagegen heuchlerisch als “Subversion der regelbasierten Weltordnung” und reagiere darauf unter anderem mit Wirtschaftskriegen, Sanktionen und “Farbrevolutionen”. Dies sei unter anderem in der Ukraine im Jahr 2014 passiert.