Menschenrechtsaktivisten zufolge ist das Blutvergießen von Dschenin eine schreckliche Erinnerung an den Preis der Straflosigkeit Israels, da die meisten Staaten seit Langem wegsehen, wenn es um Kritik am Vorgehen des Nahoststaats gegen die palästinensische Minderheit geht. Der ehemalige Verhandlungsführer der israelischen Regierung unter Jitzchak Rabin bei den Friedensgesprächen mit der von Ehud Barak geführten palästinensischen Regierung, Daniel Levy, machte besonders deutlich, wie sehr das Verhalten westlicher Staaten in Bezug auf Palästina im Gegensatz zu deren Vorgehen in der Ukraine steht und verwies in seiner Rede im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments auf das Problem der Glaubwürdigkeit der EU.
Ex Israeli negotiator Daniel Levy @EP_ForeignAff ystdy: "If Europe wants to be taken seriously as a normative actor standing for rules-based intl order.. it must act w consistency on a most egregious intl law violation—a regime of apartheid [that @hrw/@amnesty find] prevails" 1/2 pic.twitter.com/X2uAx8iVmG
— Omar Shakir (@OmarSShakir) January 26, 2023
Wenn die EU es ernst meine mit ihrem sie konstituierenden Vertrag und den darin verbrieften Menschenrechten (Artikel 2), wenn sie vom Rest der Welt als normativer Akteur ernst genommen werden möchte, der für internationales Recht und eine regelbasierte internationale Ordnung steht, und in diesem Bereich eine besondere Rolle spielen will, dann könne sie laut Levy nicht so weitermachen wie bisher.
Gemäß Artikel 2 des Vertrags über die Europäische Union (EUV) sind die Werte, auf denen die Europäische Union gründet, die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte einschließlich der Rechte von Personen, die Minderheiten angehören. Denn, so Levy, ein großer Teil der Welt blicke auf die Ukraine, angesichts derer die Situation in Palästina und Israel beispielhaft sei für die zugrunde liegenden Doppelstandards. Wenn Europa aber diese Rolle innehaben wolle – und man wisse über die Haltung im Globalen Süden, sich nicht auf eine Seite zu stellen –, dann sei ein konsequentes Handeln bei den “ungeheuerlichsten Verstößen gegen das Völkerrecht” notwendig.