Quelle: AFP © PAUL FAITH Maskierte Jugendliche greifen einen Landrover der Polizei mit Molotowcocktails an.
Kurz vor dem Besuch des US-Präsidenten Joe Biden in Nordirland ist es am Dienstag zu Ausschreitungen gekommen. Anlass war der 25. Jahrestag des sogenannten Karfreitagsabkommens. In der Stadt Derry wurden zudem vier mutmaßliche Rohrbomben entdeckt. Die Sprengsätze wurden laut den Ermittlern auf einem Friedhof gefunden, der am Montag Schauplatz eines Aufmarsches einer katholisch-republikanischen Gruppierung war. Sie seien entschärft worden und würden nun untersucht, hieß es in einer Mitteilung. Die “Terrorism Investigation Unit” werde die Ermittlungen leiten.
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Bereits im März hatte der britische Geheimdienst MI5 die Bedrohungsstufe in Nordirland von “inländischem Terrorismus” auf “schwer” erhöht, was bedeutet, dass ein Anschlag sehr wahrscheinlich ist. Die Polizei sprach angesichts des Fundes von einer besorgniserregenden Entwicklung.
Zuvor hatten Teilnehmer einer nicht angemeldeten Kundgebung in Derry, die von protestantischen Unionsanhängern auch Londonderry genannt wird, am Montag ein Polizeiauto angegriffen und Molotowcocktails auf das Fahrzeug geworfen. Das Auto stand in Flammen, verletzt wurde den Polizeiangaben zufolge niemand. Auch während der Durchsuchung des Friedhofs seien Steine, Flaschen und Molotowcocktails auf Polizeiautos geworfen worden, hieß es in der Mitteilung.
Biden ist am Dienstagabend anlässlich des 25. Jahrestages des Karfreitagsabkommens in Belfast angekommen. Begrüßt wurde er vom britischen Premierminister Rishi Sunak. Der Besuch des US-Präsidenten sei mit noch nie dagewesenen Sicherheitsvorkehrungen verbunden gewesen: Viele Straßen in Belfast wurden gesperrt, und auch Kanalisationsschächte wurden kontrolliert.
Das Karfreitagsabkommen von 1998 beendete einen drei Jahrzehnte währenden Bürgerkrieg zwischen den meist katholischen Befürwortern einer Vereinigung der beiden Teile Irlands einerseits und den überwiegend protestantischen Anhängern der Union Nordirlands mit Großbritannien andererseits. An den Verhandlungen zum Abkommen war auch der damalige Präsident Bill Clinton beteiligt. Biden will nun anlässlich des Jahrestages zusammen mit Sunak mehrtägige Feierlichkeiten einläuten.
Maskierte Mitglieder einer Partei der Republikanischen Dissidenten nehmen an einem Gedenkmarsch in Derry in Nordirland am 10. April 2023 teil. PAUL FAITH / AFP
Zur Kundgebung am Ostermontag hatte unter anderem die republikanische Splittertruppe “Derry 1916 Commemoration Committee” aufgerufen. Der 25. Jahrestag des Abkommens fiel auf den Ostermontag, der ohnehin als traditioneller Protesttag für das republikanische Lager gilt – in Anlehnung an den Osteraufstand 1916, bei dem die Republikaner für Irlands Unabhängigkeit von Großbritannien kämpften. Auch wenn nach dem Abkommen offiziell Frieden herrscht, leben die beiden dominierenden Lager bis heute noch weitgehend voneinander getrennt. Immer wieder kommt es zu Spannungen und Ausschreitungen.
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