Vor gut einer Woche, am Abend des 1. Mai, präsentierte das Social-Media-Team der Bundesregierung interessierten Bürgern die Schaltung zu einem Livestream in die Sayner Hütte bei Koblenz. Ausgangspunkt war eine limitierten Veranstaltung mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Ein aufmerksamer Twitter-User schaute sich im Anschluss die politische Vita der vermeintlich rein zufällig ausgesuchten Fragesteller an.
“Sie suchen immer wieder das Gespräch mit den Bürgern und Bürgerinnen im Land”, so die Moderatorin einleitend in die gut 90-minütige Veranstaltung – schon arg auffällig flunkernd. Dies werde dadurch belegt, dass es die “siebente Kanzlerrunde” sei, die die insgesamt 169 Anwesenden im Raum miterlebten. Sozusagen ein Elfenbeinturm-Außentermin.
Da die Veranstaltung in einem “Industriedenkmal” aufgezeichnet wurde, freue Scholz sich trotz der damit verbundenen historischen Bedeutung einleitend mitteilen zu können:
“Deutschland wird ein erfolgreiches Industrieland bleiben, trotz allem Wandel oder wegen einem Wandel, werden wir das hinkriegen.”
Das Livepublikum schwieg, niemand klatschte. Bezugnehmend seiner Erfahrung mit unzufriedenen und nicht auserwählten Bürgern, bei seiner 1. Mai Rede wenige Stunden zuvor am Koblenzer “Deutschen Eck”, bemerkte Scholz wörtlich im Livestream:
“Das war bestimmt ein besonderer Ort und wenn Kaiser Wilhelm zuschauen hätte können, er hätte sich im Grabe umgedreht.”