Analyse Die Russophobie wurde zu einem Instrument im innerdeutschen Machtkampf
Ähnlich im Ukraine-Krieg. Die AfD hat sich schon früh für Verhandlungslösungen ausgesprochen und hält bis heute an dieser Sicht der Dinge fest. Es mag für Anhänger der anderen Parteien schmerzhaft sein, aber die einzige Friedenspartei, die es in Deutschland auf dem zahlenmäßigen Niveau der etablierten Parteien derzeit gibt, heißt AfD. Die Tatsache, dass Tino Chrupalla in der russischen Botschaft war, um dem “Tag des Sieges”, also dem Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus zu gedenken, kann als völkerverbindende Maßnahme nicht hoch genug bewertet werden.
Man muss zudem unterstreichen, dass es nicht die AfD war, die die derzeitige desaströse Wirtschaftspolitik zu verantworten hat. Die AfD hat auch nicht den Ausverkauf des Renten- oder Gesundheitssystems in die Wege geleitet. Sie ist weder für den Bildungsnotstand zuständig noch für die schlimme Lage am Wohnungsmarkt oder auf dem Arbeitsmarkt. Die AfD hat nichts getan, was Anteil an der heutigen Armut hatte, sie ist auch nicht für sinkende Renten oder Löhne zur Verantwortung zu ziehen.
Kurz: An der Entstehung des Zustands Deutschlands hat die AfD keinen aktiven Anteil gehabt. Und weil das so ist, muss sie gezwungenermaßen als Partei der Faschisten, des Völkischen, der Menschenfeinde angegangen werden. Eine Alice Weidel sagt in einer Woche mehr Richtiges und Wahres als eine Annalena Baerbock in ihrem ganzen Leben herausgebracht hat, die AfD argumentiert meist pragmatisch und nimmt praktischen Bezug zum Alltag der Menschen, wenn sie ihre Wirtschafts- oder die Verteidigungspolitik erklärt.
Fazit: Die AfD hat vermutlich Schwierigkeiten, so schlecht zu werden wie ihr Ruf, der auf feindseligen, teils dummen, fast immer populistischen Vorwürfen und frei von Argumenten basiert, den die Altparteien auf eine Art und Weise streuen, die man als Widerspruch zu einer erwachsenen und professionellen politischen Arbeit bezeichnen muss.
Was wird
Es mag in der heutigen Zeit nicht gern gehört werden, aber der Blick in die Zukunft ist uns Menschen verstellt. Zwar herrscht ein recht breiter Konsens darüber, dass dieser Blick eben doch funktioniert, man erkennt das zum Beispiel an den Annahmen bezüglich der künftigen Entwicklungen des Klimas. Ein so komplexes Thema wie das Klima über einen Zeitraum von 20, 30 oder mehr Jahren vorherzusagen, ist natürlich völlig absurd, und jeder Wissenschaftler, der sich als seriös bezeichnet, müsste das bestätigen.
Ähnlich seherisch geben sich Politiker und Medienleute, die genau wissen wollen, was passiert, wenn die AfD mehr Verantwortung übernimmt oder sogar die Geschicke des Landes maßgeblich beeinflussen würde. Die dafür notwendigen Glaskugeln mögen in den Köpfen verzweifelter, um ihre Macht bangender Politiker existieren. Doch mit der Wirklichkeit haben die imaginären Kugeln nichts zu tun.
Man kann also unmöglich wissen, wie die AfD agieren würde, hätte sie mehr Macht und Einfluss, es sei denn, man ist eine Figur in einem Roman von Stephen King, was jedoch dem Realitätsgehalt der Glaskugel in nichts nachsteht.
Was also wird, wird man sehen. Und wer behauptet, er könne es jetzt schon sehen, ist ein Scharlatan.
Was ist
Entscheidend ist also, was jetzt los ist. Und das ist desaströs. Die Umfrageergebnisse der AfD sind Folge einer Politik, die die Menschen nicht nur allein lässt, sondern ihre Interessen und Bedürfnisse metaphorisch mit Füßen tritt. Die Mischung aus Infantilisierung der Sprache und Herablassung gegenüber der Bevölkerung ist höchst giftig, und die Menschen merken und spüren ganz praktisch, dass ihnen nicht nur nicht geholfen wird, sondern sie bewusst im Stich und fallen gelassen werden. Immer deutlicher wird sichtbar, dass die deutsche Politik US-Interessen gehorcht, dass im Zweifel Großunternehmen hofiert werden und die Bevölkerung ignoriert wird.
Die bereits oben erwähnte Annalena Baerbock hat unfreiwillig erheblichen Anteil an der Erkenntnis der Bevölkerung, dass sie nach Strich und Faden missbilligt und regelrecht geopfert wird. Womöglich wäre das AfD-Hoch deutlich niedriger angesiedelt, wenn Baerbock über mehr intellektuelle und sprachliche Ressourcen verfügen würde. Dass sie diese nicht hat, dient durchaus der Wahrheitsfindung.
Was wählen? (Teil II)
Wenn es stimmt (und davon geht der Autor dieser Zeilen aus), dass die Parteienlandschaft in Deutschland im Grunde eine einzige breiige Masse ist, bei der niemand mehr ernsthafte Unterschiede ausmachen kann, und wenn es stimmt, dass die aktuelle Politik unter einer anderen Bundesregierung nahtlos fortgesetzt oder gar verschlimmert werden würde, gibt es nur zwei Möglichkeiten:
1. Man unterlässt es, sein Kreuz auf einem Wahlzettel zu hinterlassen.
2. Man wählt die AfD.
Meinung Nichtwähler: Die von der Politik ignorierte Mehrheit
In Anbetracht der politischen Realitäten wird es innerhalb des Systems, wie es inzwischen anzutreffen ist, keine Veränderungen mehr durch Wahlen der Altparteien geben, und wenn, dann höchstens zum Negativen. Man betrachte die Regierungszeiten von Gerhard Schröder, der die menschenverachtenden Hartz-Reformen durchgesetzt hat, die von Angela Merkel, die den Neoliberalismus tief in der Gesellschaft verankert hat und somit den Abstieg von Millionen Menschen weitergeführt hat, und der jetzigen Ampel-Regierung, die sich anschickt, die politischen Grausamkeiten der letzten Jahrzehnte auf ein neues, endgültig zerstörerisches Niveau zu bringen.
In Anbetracht dessen kann man also fragen: Haben Wahlentscheidungen im Zeitraum der letzten Jahrzehnte zu Verbesserungen geführt? Die Frage ist rhetorischer Natur.
Und zum Schluss: Natürlich gibt es mehr Möglichkeiten als die beiden eben genannten. Ob sie allerdings den Interessen und den Bedürfnissen der Menschen dienen, die brav zur Wahlurne laufen, darf bezweifelt werden. In den letzten Jahrzehnten jedenfalls passierte nichts dergleichen.
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.
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