Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält an seiner angekündigten Krankenhausreform fest. Er will damit für mehr Qualität sorgen, denn daran mangele es in deutschen Kliniken. Künftig soll das Budget der Einrichtungen weniger von Fallpauschalen, dafür mehr von Leistungsgruppen für Qualitätsstandards abhängen, in die Lauterbach die Häuser einteilen will. Ein Ende der Ökonomisierung der Versorgung bedeutet das aber nicht. Im Gegenteil: Lauterbach und seine Experten kalkulieren den Abbau kleiner regionaler Kliniken sogar ein und setzen so eine Empfehlung der Bertelsmann-Stiftung von 2019 um.
Kleine Kliniken schließen, um Personal zu sparen
Lauterbachs Experten gehören zu seiner dafür einberufenen Regierungskommission, ein Gremium aus Chefs und Sprechern diverser Fachgesellschaften und Privatkliniken, die offenbar wenig vom Klinikalltag mitbekommen. Die Kommission stellte vergangene Woche gemeinsam mit dem Minister einige Ergebnisse ihrer sogenannten Potenzialanalyse vor.
Wohin die Reise gehen soll, wurde dabei schnell klar: Die Versorgung dürfte damit noch mehr als jetzt schon ausgedünnt und zunehmend in größeren Städten zentralisiert werden. So könne man Personal einsparen, daran mangele es ohnehin. Vor allem für Bewohner ländlicher Gegenden wird dies künftig die Wege im Fall schwerer Erkrankungen weiter verlängern.
Woran sich Lauterbachs Kommission orientiert, ist eindeutig erkennbar. Bereits 2019 riet die Bertelsmann-Stiftung zur Schließung von Hunderten Krankenhäusern, vor allem den kleineren, aus marktwirtschaftlicher Sicht unrentableren. Demnach könne eine Reduktion auf “deutlich unter 600 Häuser” die Qualität in der Versorgung sogar verbessern und “bestehende Engpässe bei Ärzten und Pflegepersonal abmildern”.
Die Stiftung, die sich unter dem Deckmantel “gemeinnützig” für zahlreiche Sozialabbauprogramme in der Vergangenheit mitverantwortlich zeichnet, darunter die Agenda 2010, also die sog. “Hartz-Gesetze”, führte vor vier Jahren dazu aus:
“Das Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) ist in unserem Auftrag der Frage nachgegangen, wie eine Versorgung durch Kliniken aussähe, die sich nicht in erster Linie an der Erreichbarkeit, sondern an Qualitätskriterien orientiert.”