Die zerstörerischen Proteste in Frankreich nach der Tötung eines 17-Jährigen durch einen Polizisten machen der Oberschicht und der “bürgerlichen Mitte” zu schaffen. Präsident Macron sagte deshalb seinen Staatsbesuch in Berlin ab und erwägt sogar, die sozialen Netzwerke zu blockieren.
Die Regierung mobilisiert eine regelrechte Bürgerkriegsarmee von 45.000 Mann. Uniformierte Elite-Schläger verprügeln wahllos Leute und verhaften Tausende. Tränengas und Knüppel sind ihre Antwort auf die Unruhen. Ein weiterer junger Mensch starb durch eins der Gummigeschosse, massenhaft eingesetzt durch die Staatsmacht. Zwei Polizeigewerkschaften nannten die Demonstranten “Schädlinge”. Angefeuert durch die Partei Rassemblement National unter Marine Le Pen, die den sofortigen Ausnahmezustand fordert, zieht der Apparat das volle Programm durch.
Die Welle aus Zerstörung, Brandschatzung und Plünderungen, die die Erschießung des Jugendlichen Nahel bei einer Verkehrskontrolle auslöste, erzürnt viele. In sozialen Netzwerken und einigen alternativen Medien wird erregt über angebliche frühere Taten des Getöteten spekuliert und das Opfer posthum zum bloßen Verbrecher abgewertet, als würde dies, selbst wenn es stimmen sollte, den Todesschuss durch die Staatsgewalt rechtfertigen. Wenn überhaupt, sollen sie doch friedlich protestieren, heißt es vielfach.