Analyse Der in die Netzhaut genähte schwarze Spiegel – die Apple Vision Pro
Nicht alle Innovation in dieser Domäne ruht in Russland auf den Schultern Rosatoms: Ein Tochterunternehmen des größten russischen Schiffsbauunternehmens United Shipbuilding Corporation entwickelt zurzeit ein Unterwasser-Kernkraftwerk, das seine Umgebung aus einer Meerestiefe von 400 Metern mit Strom versorgen soll. Das Tochterunternehmen ist das Sankt Petersburger Ingenieursbüro “Malakhit”. Ein solches “Unterwasser-Energie-Modul” wird Strom für Felder in russisch-arktische Schelfgebiete und andere abgelegene nördliche Sphären liefern können – Gegenden, in denen herkömmliche Kraftwerke nicht zu finden sind. Dieser Prototyp besteht aus zwei Kernkraftwerken und wird mit einer Gesamtleistung von 20 MW ausgestattet sein. Damit betreten russische Projekte im weltweiten Wettbewerb als erste energietechnisch vollkommenes Neuland. Wobei diese russische Pionierarbeit einen gänzlich neuen Markt eröffnen wird, in dem sie lange die Führung halten werden und mit Gesuchen um Partnerschaft aus aller Welt überhäuft werden.
Die 3 Phasen der Dominanz: die russisch-chinesisch dominierte, nukleare Wertschöpfungskette
Als Erstes kommt der Uranabbau. Auf den ersten Blick sieht es schon bei dieser Stufe anders aus, als angenommen: Es ist das geostrategisch ambivalente Kasachstan, das mit einem Marktanteil von 43 Prozent mit Abstand vorn liegt. An zweiter Stelle ist das NATO-Mitglied Kanada mit 15 Prozent und Namibia mit 11 Prozent. Russland ist mit seinen 5 Prozent auf dem vierten Platz, während China mit 3,4 Prozent erst den sechsten Platz belegt. Der Haken ist, dass Rosatom bei den fünf größten Tochterunternehmen des kasachischen Bergbauunternehmens Kazatomprom – das größte für Uranabbau auf der Welt – über einen Aktienanteil von 50 Prozent verfügt. Nach ähnlichem Prinzip kontrolliert die Chinese National Nuclear Power Group (CGN) 49 Prozent der Aktien der kasachischen Kazatomprom-Tochterunternehmen “Semizbay-U LLP” und “Ortalyk LLP”. Die große Mehrheit der im bereits erwähnten Namibia aktiven Uran-Bergwerke sind in chinesischem Besitz.
Im Falle von G7-Mitglied Frankreich werden 15–20 Prozent des Urans aus dem afrikanischen Land Niger importiert. Hierbei handelt es sich um dasselbe Land, welches gerade eben einen militärisch geführten Regierungswechsel erlebte, den Brüssel augenblicklich als illegitim und rechtswidrig erachtete. Die EU insgesamt bezieht 20 Prozent ihres Urans aus Niger. Die neue Führung in Niamey gilt als prorussisch und konterte westliche Drohungen auf Sanktionen mit dem Lieferstopp von ihrem Uran. Nun steht sogar eine französische Intervention in Niger auf dem Tisch, um die alte Ordnung wieder herzustellen – immerhin geht es um die Energiesicherheit und somit den Wohlstand Frankreichs, welche beide – wir erinnern – zu 70 Prozent auf Atomkraft angewiesen sind. Kurz: Frankreichs “Energieunabhängigkeit” ist abhängig von Niger.
Die zweite Phase der Uran-Wertschöpfungskette ist die Umwandlung – damit ist die Umwandlung von Uranoxid in UF6 gemeint. Frankreich, Kanada, Russland und China sind mit dieser kommerziellen Dienstleistung beschäftigt. Russland allein repräsentiert darin einen Marktanteil von 38 Prozent – China erfühlt 25 Prozent. Eine einzige US-Umwandlungsanlage ist seit Längerem geschlossen, soll aber 2023 vermeintlich wieder in Betrieb genommen werden und den derzeitigen US-Marktanteil von null Prozent wieder steigern. Wenn man Moskau und Peking nicht berücksichtigt, gibt es, außer in Kanada und Frankreich in vermindertem Maße, keine weiteren Alternativen für diesen entscheidenden Produktionsschritt.
Die Uran-Anreicherung ist an dritter Stelle und wird ebenfalls von Moskau dominiert. Zwar sind hier schon Deutschland, Großbritannien, die Niederlande, die USA, Frankreich und China wichtige Teilnehmer an der Uran-Anreicherung. Aber Russland beherrscht 46 Prozent des Marktanteils – mit den chinesischen 13 Prozent sind das nahezu zwei Drittel des gesamten Weltmarktes.
Die letzten drei Stufen der Uran-Wertschöpfungskette – das heißt die Herstellung von Urandioxid-Brennstäben, die Stromerzeugung und die Entsorgung abgebrannter Brennelemente – sind bei allen Teilnehmern weltweit sehr viel gleichmäßiger verteilt.
Theoretisch und praktisch haben Moskau und Peking mit den Optionen, den globalen Uran-Preis zu beeinflussen oder die Nuklearenergie-Lieferungen “anzupassen”, eine enorme, globale geostrategische Hebelkraft – besonders gegenüber dem sich feindlich benehmenden Wertewesten. Explodierende Strompreise in Ländern, die langfristig auf Atomkraft angewiesen sind, wären die Folge.
Zu der allseits bekannten russischen Präsenz auf dem weltweiten Erdöl- und Erdgasmarkt, zeigte sich im Jahr 2021, dass die Volksrepublik China 79 Prozent der Polysilikon-Produktion kontrolliert. Polysilikon ist ein Rohmaterial, welches aus kleinen Kristallen besteht und unentbehrlich für die globale Solarzellen-Herstellung ist. Die Dominanz im Sektor der Fotovoltaik ist also offensichtlich. Hinzu kommt, dass die Chinesen mit den zehn größten Unternehmen für die Lieferung von 80 Prozent des globalen Marktanteils Fotovoltaik-relevanter Materialien ausmachen. Dies ist ein weiterer weltwirtschaftlicher Aspekt für die globale Klimaagenda der CO₂-Senkung, der nicht in den Händen des Wertewestens liegt. Zu guter Letzt sollte die Kobalt-Gewinnung erwähnt werden, ohne die das Phänomen der Elektrofahrzeuge gar nicht erst vom Boden heben würde: 70 Prozent des Abbaus wird in der Demokratischen Republik des Kongo betrieben. Der Kongo ist weitestgehend mit chinesischen Investitionen dazu befähigt worden, diesen Marktanteil überhaupt erst zu realisieren.
Wenn man es also unbedingt darauf ankommen lassen würde, hat das russisch-chinesische Bündnis die mehrheitliche Kontrolle über die drei größten Quellen nachhaltiger Energie auf der Erde. Somit tänzeln der Drache und der Bär perfekt im vorherrschenden Öko-Zeitgeist der Gegenwart.
Es grenzt an Unmöglichkeit, dass man sich im “besten Westen aller Zeiten” über diese für starke Erschütterungen anfälligen Befindlichkeiten nicht bewusst ist. Zumal es offenkundig der partnerschaftsunfähige Westen ist – mit seinem Beharren auf moralische und wirtschaftliche Überlegenheit – der in all dem den großen Nachteil bereits erntet. Umso mehr zeigt es, dass sich die westlichen Eliten sehr wohl darüber bewusst sein müssen, welchem sozioökonomischen und kulturellen Sturz sie ihre Völker aussetzen – auf was für eine Krise sie die eigenen Bürger zusteuern lassen. Äußerst tragisch, dass die Menschen dort stattdessen wählen, mehrheitlich im Dunkeln zu schlendern.
Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der zu geopolitischen, historischen, finanziellen und kulturellen Themen schreibt. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit RT DE besteht seit 2017. Seit Anfang 2020 lebt und arbeitet der freischaffende Autor im russischen Sankt Petersburg. Der ursprünglich als Filmregisseur und Drehbuchautor ausgebildete Chintsky betreibt außerdem einen eigenen Kanal auf Telegram, auf dem man noch mehr von ihm lesen kann.
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