Meinung “Ja, ja, jawohl, mein Führer!” – Lustige Memes in Borrells Köpflein
Eine nüchterne Analyse wird durch starke Gefühle, wie zum Beispiel Hass, behindert. Es besteht kein Zweifel daran, dass Borrell uns hasst. Aber warum er uns hasst, bleibt eine offene Frage, deren Beantwortung gleichbedeutend ist mit der Suche nach den Ursachen der europäischen Katastrophe.
Sechs Monate vor seinem Amtsantritt nannte er Russland plötzlich “einen alten Feind, der wieder droht.” Dies geschah im Frühjahr eines (nach heutigen Maßstäben) friedlichen und wirtschaftlich erfolgreichen Jahres 2019, als es in Westeuropa nicht mehr in Mode war, mit Moskau “auf Kriegsfuß” zu stehen, und US-Präsident war Donald Trump, der von seinen Verbündeten keine Russophobie verlangte.
Nach Borrells Ernennung wurde die Weltpolitik für eine Quarantäne geschlossen, sodass sein Besuch in Russland auf Februar 2021 verschoben wurde. Schon an der Türschwelle begann der Gast, die Gastgeber zu belehren, fand dafür aber freilich kein Verständnis, fühlte sich daraufhin angegriffen und drohte mit “weitreichenden Konsequenzen”. Wie die weitere Geschichte gezeigt hat, hat der EU-Diplomat tatsächlich groß gedacht.
Im April 2022, als es noch Hoffnung auf Friedensgespräche gab, rief Borrell dazu auf, “Russland auf dem Schlachtfeld zu besiegen”. Einen Monat später forderte er, Russlands Vermögen zugunsten der Ukraine nicht nur einzufrieren, sondern zu konfiszieren, was gegen EU-Recht verstößt (was die EU später einräumte). Einen weiteren Monat später setzte sich der EU-Diplomat erfolglos für die Verhängung von Sanktionen gegen den Patriarchen Kirill ein. Wenig später nannte er die Aussiedler aus Russland “eine Bedrohung für die Sicherheit der Europäischen Union”.
Wäre Borrell Lette, Pole, Tscheche, Schwede oder Brite, gäbe es keine Fragen, denn Russophobie ist bei diesen Nationen ein begehrtes Gut. Aber Borrell kommt aus Spanien, wo er einst das Außenministerium leitete, und Russland hat schon lange nichts mehr mit Spanien zu tun – wir haben nichts, worum wir uns streiten könnten. Selbst die antirussische Hetze durch Nichtregierungsorganisationen und Medien war in Spanien in der Vergangenheit minimal, da die Spanier wirtschaftlich nicht von Moskau abhängig waren und Brüssel und Washington von ihnen nicht verlangten, diese Abhängigkeit zu verringern, wie sie es von Deutschen und Bulgaren forderten.
Es gibt freilich eine besondere Kategorie – die spanische extreme Rechte, die einen Groll gegen Moskau wegen dessen Beteiligung am Spanischen Bürgerkrieg hegt. Aber Borrell ist kein rückständiger Franco-Anhänger, ganz im Gegenteil: Er ist seit einem halben Jahrhundert Mitglied der antifranquistischen Sozialistischen Partei, in der viele Mitglieder der UdSSR immer noch für ihre Hilfe in den 1930er Jahren dankbar sind.
Borrell gehört auch nicht zur Schule der US-amerikanischen Globalisten. Er ist ein spanischer Lokalpolitiker, der dann zum reinen Brüsseler Politiker wurde, der nicht mit dem Image eines proamerikanischen Politikers behaftet ist. Aber woher kommen dann all seine antirussischen Tendenzen und aggressiven Angriffe? Was für ein Hund hat ihn gebissen, wie heißt er?
Soros, heißt er. George Soros.
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Borrell war fünf Jahre lang Mitglied des EU-Parlaments, unter anderem als dessen Vorsitzender von 2004 bis 2007. Gerade zu dieser Zeit interessierte sich der US-Milliardär Soros für das EU-Parlament. Er brachte seine eigenen Leute in das Parlament, wirkte dort, betrieb Lobbyarbeit und “löste Probleme”.
Doch der erfahrene Investor beging einen schweren Fehler: Das EU-Parlament hat weder an Einfluss gewonnen noch Macht erlangt. Borrell wiederum ist durchaus zu einer einflussreichen und mit Vollmachten ausgestatteten Figur geworden. Dabei lebt er wie nach Soros’ Methoden, gemäß denen die Konfrontation mit Russland als autarkes Ziel und das politische Bündnis mit den Vereinigten Staaten als ein um jeden Preis zu erhaltendes Heiligtum aufgeführt sind.
Das antirussische Zögern in Europa dem Einfluss von Soros, wenn nicht gar von Washington, zuzuschreiben, ist vulgär und im Sinne von Verschwörungstheorien über die Weltregierung. Aber in Borrells Fall entpuppt sich die verschwörungstheoretische Erklärung plötzlich als die logischste. Bei einer derart destruktiven, kostspieligen und sektenartigen Diplomatie würde die Beteiligung von Soros alles erklären.
Und wenn Soros doch nichts damit zu tun hat, bleibt unser Hauptverdächtiger die heiße spanische Sonne.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen auf RIA Nowosti am 21. August 2023.
Dmitri Bawyrin ist ein russischer Journalist.
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