Von Kaspar Sachse
“Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern. Nichts hindert mich daran klüger zu werden”, soll der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer einmal gesagt haben. Und tatsächlich erfordern neue Herausforderungen – beispielsweise im geopolitischen Geschehen – oftmals auch neue politische Spielräume.
Für die politische Klasse der Bunderepublik und ihre entkernten Blockparteien von der CDU bis Die Linke gilt das allerdings nicht: Zu offensichtlich zeigt sich dieser Tage, wie man in einer jahrelang betriebenen, desaströsen Flüchtlingspolitik der offenen Grenzen nun, vor dem Hintergrund des wieder ausgebrochenen Nahost-Konflikts, quasi über Nacht um 180 Grad wenden will. Ganz vorne mit dabei sind die üblichen Verdächtigen: Die Spitzen der Bundesregierung, selbsternannte “Intellektuelle”, die bei Markus Lanz und Anne Will ein- und ausgehen und ganz vorne mit dabei auch die Bild-Zeitung, die sich mittlerweile “gut” zurechtgefunden hat zwischen dem ihr inhärenten Transatlantismus und Zionismus sowie der von den neuen Eigentümern eingeordneten woken Agenda.
Manifest der #Heuchelei: Die «#Bild»-#Zeitung hat #Deutschlands Missstände jahrelang herbeigeführt und jeden Kritiker als «#rechtsextrem» #stigmatisiert – während sie sich jetzt plötzlich als Retterin der #Nation inszeniert @WolfgangKoydlhttps://t.co/vYumASF9C0pic.twitter.com/9pGgeATzXz
— Die Weltwoche (@Weltwoche) October 30, 2023
Das “Manifest”, das die Bild-Zeitung am Sonntag veröffentlichte, spricht zwar viele wichtige Themen an, die Doppelmoral und die Islamfeindlichkeit sind allerdings kaum auszuhalten. Denn parallel erhalten die USA und Israel für ihre geopolitischen “Ambitionen”, welche nicht zuletzt die eine oder andere “Flüchtlingskrise” ausgelöst haben und auch aktuell wieder auslösen werden, stets einen Persilschein – sowohl vom Bundeskanzleramt als auch aus der Axel-Springer-Straße in Berlin. Sind ein paar Beispiele gefällig, die mit Blick auf die politischen Zäsuren zwischen dem innenpolitischen “Corona-Regime” (Herfried Münkler) und der außenpolitischen “Zeitenwende” (Olaf Scholz) wie eine Farce daherkommen?
1. Für jeden, der in Deutschland lebt, gilt Artikel 1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar …
5. Jeder kann in Deutschland friedlich für seine Überzeugung demonstrieren. Zur freien Meinungsäußerung gehört nicht, Menschen zu bedrohen oder zusammenzuschlagen, Steine zu werfen, Autos anzuzünden, Mörder zu feiern.
6. Wir vermummen oder verhüllen uns nicht, wir schauen uns ins Gesicht (es sei denn, es ist Karneval oder Corona). …
8. Vor dem Hintergrund des dunkelsten Kapitels unserer Geschichte ist die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson! Das heißt: Das Eintreten für die Sicherheit des jüdischen Volkes ist nicht verhandelbar. Kritik an der Politik Israels ist selbstverständlich erlaubt. …
16. Auch wenn sich jemand weder als Frau noch als Mann fühlt, wird er oder sie nicht verfolgt oder bestraft. Bei uns dürfen Bürger quer denken und queer leben. …
23. Wir sind tolerant mit Toleranten. 24. Und haben keinerlei Toleranz bei Intoleranz! …
35. Wir zahlen Steuern, weil wir wissen, dass sie das Fundament des Staates sind. …
43. Die Medien hinterfragen die Politiker, aber wir vertrauen grundsätzlich darauf, dass die Gewählten wahrheitsgemäß und zum Wohle des Volkes entscheiden.