Im Saarland waren heute mehr als 750.000 Wahlberechtigte aufgerufen, einen neuen Landtag zu wählen. Laut der ersten Hochrechnung konnte die SPD, bislang kleiner Partner in der Großen Koalition von Saarbrücken, die CDU überholen. SPD-Spitzenkandidatin Anke Rehlinger könnte damit zur ersten sozialdemokratischen Ministerpräsidentin an der Saar werden.
Die erste Hochrechnung der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF kommt auf folgende Zahlen:
SPD: 44 Prozent (+14,4)
CDU: 27,5 Prozent (-13,2)
AfD: 5,5 Prozent (-0,7)
Grüne: 6,0 Prozent (+2,0)
FDP: 4,8 Prozent (+1,5)
Linke: 2,7 Prozent (-10,3)
Sonstige: 9,7 Prozent (+6,3)
Das vorläufige amtliche Endergebnis soll noch heute Abend feststehen.
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Die CDU stellt in Saarbrücken seit fast 23 Jahren die Regierung. Ministerpräsident Tobias Hans ist allerdings zum ersten Mal Spitzenkandidat seiner Partei. Der heute CDU-Politiker hatte den Posten 2018 übernommen, als seine Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer in die Bundespolitik wechselte. Für die SPD-Politikerin Rehlinger ist es der zweite Versuch, Regierungschefin zu werden. Die SPD stellte an der Saar zuletzt bis 1999 den Ministerpräsidenten. Zwischen 1985 und 1998 war Oskar Lafontaine (damals SPD) Ministerpräsident im Saarland, er gewann die Landtagswahlen 1985, 1990 und 1994. Als Lafontaine 1998 zurücktrat, übernahm Reinhard Klimmt (SPD) den Posten als Ministerpräsident.
Das Saarland mit knapp einer Million Einwohnern ist das kleinste Flächenland unter den Bundesländern. Der Landtag mit 51 Abgeordneten ist der kleinste in Deutschland. Trotzdem gilt die Wahl auch als Stimmungstest für die Bundespolitik. In diesem Jahr finden noch Landtagswahlen in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen statt.
Ein tatsächlicher Machtwechsel kündigt sich indes nicht an. Bislang regieren CDU und SPD zusammen in einer Großen Koalition. Hans ist Ministerpräsident, Rehling ist Vize-Regierungschefin und Wirtschaftsministerin. Die SPD-Politikerin hatte bereits angedeutet, dass sie an einer Fortsetzung der Koalition interessiert ist – allerdings unter SPD-Führung. Hans hatte bislang offengelassen, ob er auch als Vize unter Rehlinger ins Kabinett gehen würde. Ob es weitere Koalitionsoptionen geben wird, hängt davon ab, wie die kleinen Parteien abschneiden und ob AfD, Grüne, FDP und Linkspartei in den Landtag einziehen. Laut den letzten Umfragen bewegten sich alle vier in der Nähe der Fünf-Prozent-Hürde.
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