Ein Bezirksgericht der ukrainischen Hauptstadt hat Medienberichten zufolge den bisher unter Hausarrest stehenden Abt des Kiewer Höhlenklosters, Metropolit Pawel, am Freitagabend in Untersuchungshaft nehmen lassen. Damit soll das Gericht einem Antrag des Inlandsgeheimdienstes SBU stattgegeben haben. Der Geistliche könne aber gegen eine Kaution in Höhe von 33 Millionen Griwna (umgerechnet 900.000 US-Dollar) freikommen, hieß es. Medienberichten zufolge werden dem Metropoliten der Ukrainisch-orthodoxen Kirche (UOC) die “Rechtfertigung des russischen Angriffskrieges” und nationale Hetze vorgeworfen. Der Höhlenklostervorsteher selbst sagte zu Beginn der Gerichtsverhandlung, dass er mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent festgenommen werde. Die U-Haft gilt bis zum 14. September.
Der Anwalt des Abtes, Nikita Tschekman, hält die Inhaftierung des Klostervorstehers für illegal. Er verwies auf das hohe Alter des Geistlichen und machte darauf aufmerksam, dass er an Diabetes leide. Im Untersuchungsgefängnis sei es unmöglich, ihm eine passende Diät und regelmäßige Insulin-Impfungen zu garantieren, sagte Tschekman in einem auf Telegram veröffentlichten Video. Der Anwalt erhob den Vorwurf:
“Das ist tatsächlich Folter und ein Versuch, dem Bischof der UOC das Leben zu nehmen.”
Die Spannungen rund um das Kiewer Höhlenkloster, ein bedeutendes orthodoxes Heiligtum, hatten Ende März zugenommen. Zuvor hatte das ukrainische Kulturministerium den Pachtvertrag über die Gebäude des Klosters mit der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche einseitig gekündigt und die Mönche aufgefordert, das Kloster am 29. März zu verlassen. Der ukrainische Kulturminister, Aleksander Tkatschenko, erklärte, die Mönche dürften im Kloster bleiben, wenn sie zur schismatischen Orthodoxen Kirche der Ukraine übertreten.