Die irritierenden “Ratschläge” des Bundesministers für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) in der ARD-Sendung “Maischberger” am Dienstagabend schlagen weiterhin hohe Wellen. Neben vielen entrüsteten Bäckern hat sich nun auch der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks zu Wort gemeldet und den Grünen-Politiker für seine Äußerungen zu einer möglichen Insolvenzwelle scharf kritisiert. Gleichzeitig sprachen die Vertreter öffentlich eine Einladung an Habeck aus. Es scheine so, als habe Habeck die Probleme der Handwerksbäcker nicht im Blick, sagte Daniel Schneider, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks, am Mittwoch im Gespräch mit der Zeitung Die Welt:
“Gern laden wir Herrn Habeck ein, sich direkt in der Backstube ein Bild von der schwierigen Situation eines mittelständischen Unternehmers zu machen.”
Bei seinem Auftritt in der ARD-Sendung “Maischberger” hatte der Bundeswirtschaftsminister am Dienstagabend auf die Frage nach einer drohenden Insolvenzwelle in Deutschland geantwortet: “Ich kann mir vorstellen, dass bestimmte Branchen einfach erst mal aufhören, zu produzieren.” Wenn beispielsweise Bäcker aufgrund der hohen Energiepreise keine Brötchen mehr verkaufen können, so Habeck weiter, könnten sie doch ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten zunächst einstellen und diese erst wieder aufnehmen, wenn die Zeiten besser geworden sind:
“Bestimmte Branchen könnten einfach erst mal aufhören zu produzieren und zu verkaufen. Dann sind die nicht insolvent automatisch, aber sie hören vielleicht auf zu verkaufen.”
“Minister Habeck hat damit viele Mittelständler und insbesondere das Bäckerhandwerk aufgebracht”, kritisierte Schneider diese Äußerungen. “Eine Bäckerei kann nicht einfach für drei Monate schließen und danach weiter laufen. Brotessen wird nicht nachgeholt.” Dem Wirtschaftsminister sei der Ernst der Lage offenbar gar nicht bewusst. Auch für Bäckereien blieben bei geminderter Nachfrage die laufenden Kosten dieselben. Der Verbandschef befürchtet, dass viele Bäcker aufgeben müssen, sollten vonseiten der verantwortlichen Politiker keine spürbaren Entlastungen veranlasst werden.
Herr Minister,meinen Sie das Ernst? Wenn Bäcker nicht mehr produzieren, ruht einfach der Betrieb? Löhne, Verträge laufen weiter, man wischt mal kurz durch, und wenn der Krieg vorüber ist, laufen die Öfen wieder an??#Alarmstufe_Brot#Maischberger#Habeck#nachhilfefürministerpic.twitter.com/QNfU0st6m4
— ZV Bäckerhandwerk (@Baeckerhandwerk) September 7, 2022
Nach Angaben dieses Verbandes machen dem Bäckerhandwerk – neben dem Fachkräftemangel – derzeit insbesondere die Folgen der Energiekrise zu schaffen. Die Energiekrise verteuere die Produktion, und die Rohstoffe seien knapp und teuer:
“Wir haben sozusagen ‘Alarmstufe Brot’ – und dem Bäckerhandwerk steht das Wasser bis zum Hals.”
Bäckereien setzten Zeichen
Als Reaktion auf die Äußerungen vom Vizekanzler Habeck wollen Bäcker in Norddeutschland am Donnerstag symbolisch “die Lichter ausgehen” lassen. Mit der Aktion wollen die Bäckereien auf die existenzgefährdende Situation für ihre Betriebe aufmerksam machen. “Uns geht das Licht aus – Heute das Licht und morgen der Ofen?”, so heißt es in dem Aufruf zu der Aktion, bei der in den Verkaufsräumen kein Licht brennen soll. Der Verkauf soll aber auch während der Aktion “selbstverständlich” weitergehen.