Finnlands Vertreter bei der NATO: Russland “keine direkte militärische Bedrohung für Finnland”
Am selben Tag erklärte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, dass die amerikanische Seite “jede Entscheidung der finnischen Führung und anderer Parteien über den entsprechenden Antrag” definitiv unterstütze.
Andererseits lehnte der kroatische Präsident, Zoran Milanović, den Anschluss der beiden Länder an die NATO ab und erklärte gegenüber Journalisten, dass er sein Veto gegen die Mitgliedschaft Finnlands und Schwedens in der Nordatlantischen Allianz einlegen werde.
Bereits zuvor hatte Milanović seine Position mit den Worten erläutert, dass der Beitritt Finnlands zum Nordatlantischen Bündnis seiner Meinung nach ein “gefährliches Abenteuer” sei. Zumal das Land nahe an St. Petersburg liege. Außerdem vertritt er die Ansicht, das nationale Parlament solle den Beitritt eines Staates zur NATO erst ratifizieren, sobald eine Wahlrechtsreform in Bosnien und Herzegowina stattgefunden habe.
In einem Gespräch mit Journalisten über einen möglichen Beitritt Finnlands zum Nordatlantischen Bündnis kommentierte der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, eine weitere NATO-Erweiterung mache den Kontinent “weder stabil noch sicher.” Er erklärte, die Gegenmaßnahmen Russlands würden davon abhängen, inwieweit sich die militärische Infrastruktur des Bündnisses auf die Grenzen Russlands zubewege.
“Teil des aggressiven Westens”
Sergei Ermakow, ein führender Experte des “Russian Institute of Strategic Research” (RISI), ist der Meinung, es sei kein Zufall, dass die finnischen Behörden auf einen Beitritt zum Nordatlantischen Bündnis gesetzt hätten. Gegenüber RT kommentierte der Analyst:
“Die Entscheidung Helsinkis über den NATO-Beitritt wurde maßgeblich von den aktiven Aufforderungen der USA und des Blocks beeinflusst, der Allianz beizutreten, wie auch von der Propaganda, die ein negatives Bild von Russland vermittelt. Unter all diesem Druck beabsichtigt die finnische Führung, im Fahrwasser der NATO zu agieren und Teil des globalen und Russland gegenüber aggressiven Westens unter Führung der Vereinigten Staaten zu sein.”
Allerdings werde Finnland nach dem Beitritt zu dem Militärbündnis seine Souveränität verlieren, ist Ermakow überzeugt. Er sagte:
“In zentralen Sicherheitsfragen wird Helsinki gezwungen sein, gemeinsam mit seinen Verbündeten im Block zu handeln. Das kann oft nachteilig für die finnische Seite selbst sein. Doch sie ist dann nicht in der Lage, ihre Position zu verteidigen, weil sie niemand im Block hören wird – vor allem nicht die USA, die um jeden Preis ihre globale Dominanz in der Welt durchsetzen wollen.”
Ermakow zufolge könnte Finnlands NATO-Beitritt zusätzliche militärstrategische Chancen für den Block mit sich bringen, allerdings auch eine Menge Probleme für Finnland selbst. Der Analytiker betonte:
“Die finnische Seite wird für die USA und das nordatlantische Bündnis ein weiteres Instrument zur Lösung militärisch-politischer Fragen werden, hauptsächlich im Rahmen von Konfrontationsmaßnahmen gegen Russland. Moskau wird deshalb gezwungen sein auf solche Herausforderungen operativ zu reagieren, seine Grenzen verstärken und die militärische Infrastruktur ausbauen, die ein freies Manövrieren der Streitkräfte unfreundlicher Staaten in der Nähe des russischen Territoriums verhindern wird. Dabei wird auf neueste Arten zukunftsorientierter Waffensysteme gewettet.”
Der Experte am Moskauer Internationalen Institut für Humanitär-Politische Studien, Wladimir Bruter, ist ebenfalls der Meinung, dass Finnland unter dem Druck der Vereinigten Staaten und der Führung des Bündnisses beschlossen hat, der NATO beizutreten. In einem Kommentar für RT stellte der Experte die Behauptung auf:
“Helsinki hat einfach dem ‘großen Bruder’ Washington gehorcht, der klar zu verstehen gab, was die finnische Seite zu tun hat. Darüber wurde in der NATO debattiert, wonach nun der gesamte zivilisierte Westen auf der gleichen Seite der Barrikaden stehen sollte, das heißt gegen Russland. Was das Verhältnis zu Russland anbelangt, ist das eine Angelegenheit von höchster Priorität für die USA und die Allianz, und alle ihre Verbündeten sollten ihrer Meinung nach dieselbe unversöhnliche Position einnehmen.”
Bruter rief in Erinnerung, dass sich die Grenze zwischen der NATO und Russland mit dem Beitritt Finnlands verdoppeln werde. Und das würde wiederum bedeuten, dass die Zahl der potenziellen Bedrohungen für die nationale Sicherheit Russlands zunehmen werde. Der Experte meinte:
“Der Beitritt Finnlands zur Allianz wird sich äußerst negativ auf die internationale Stabilität auswirken. Dies wird zusätzliche Spannungen erzeugen, da eine weitere NATO-Flanke die Stationierung von Truppen nahe der russischen Grenze ermöglicht. Anders gesagt wird ein weiterer Vorposten gegen Russland geschaffen.”
Wie Bruter erklärte, werde dies dazu führen, dass Russland gezwungen sein werde, die Sicherheit seiner Grenzen mit militärisch-technischen Mitteln zu verstärken.
“In erster Linie wird die Russische Föderation damit beginnen, Verbände an die Grenze zu Finnland zu verlegen”, nimmt der Analytiker an.
Laut Bruter werde die Aufnahme Finnlands in die Allianz nach dem Antrag schnellstmöglich erfolgen. Denn die USA und die NATO seien sehr daran interessiert, dass Finnland dem Block beitritt. Der Experte erklärte abschließend:
“Dabei wird dies ohne der langwierigen Prozedere stattfinden, die die NATO anderen Ländern vorschreibt. Die amerikanischen und NATO-Behörden werden den kroatischen Präsidenten in diesem Fall bitten, seine Meinung für sich zu behalten – dem innewohnenden liberalen Verhaltensmuster des Westens zufolge wird man ihn schlichtweg zum Schweigen bringen. Wobei Finnland zusammen mit Schweden in die NATO kommt. Und all diese Fragen könnten bis Ende Juni oder spätestens bis Ende des Jahres gelöst werden.”
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