Die Chefin der russischen Zentralbank, Elwira Nabiullina, ist seit mehr als zehn Jahren in diesem Amt. Als sie ihr Amt antrat, betonten die Medien weltweit, dass Nabiullina die erste Frau an der Spitze einer Zentralbank in einem G8-Land sei. Heute jedoch spricht die westliche Presse in einem ganz anderen Zusammenhang über sie. Vor nicht allzu langer Zeit wurde sie vom Magazin Politico zur “Störerin des Jahres” ernannt, weil es ihr “gelungen ist, die Auswirkungen der beispiellosen westlichen Sanktionen abzuwehren, die die Kassen des Kremls leeren sollten”.
In ihrem ersten Interview seit Beginn des militärischen Engagements Russlands in der Ukraine sprach Nabiullina mit RBK über die härtesten Sanktionen und die verzögerte Leitzinserhöhung und gab an, ob subventionierte Hypotheken in Zukunft seltener werden.
Dies ist eine vollständige Übersetzung des Interviews, die RT speziell für seine Leser erstellt hat.
“Ein sehr negatives Signal für alle Zentralbanken”
Frage: Der Finanzsektor war der erste, der von den Sanktionen betroffen war. Die größten Banken fielen unter die Blockade-Sanktionen: Ihre Reserven wurden eingefroren, Devisenbeschränkungen wurden verhängt, und die Banken wurden von SWIFT abgekoppelt. Was war für Sie die unerwartetste und schwierigste Herausforderung?
Nabiullina: Wir leben seit 2014 unter Sanktionen und haben daher immer das Risiko berücksichtigt, dass die Sanktionen zunehmen könnten. Wir haben in dieser Hinsicht viel Arbeit geleistet und mit vielen Finanzinstituten Stresstests durchgeführt. Als die großen Banken unter Sanktionen fielen, waren sie daher weitgehend darauf vorbereitet. Die Abkopplung von SWIFT ist seit 2014 eine Bedrohung, also haben wir unser eigenes nationales Zahlungssystem geschaffen. Wir haben unsere Reserven diversifiziert und den Anteil der Yuan- und Goldreserven erhöht. Der internationale Zahlungsverkehr war tatsächlich das größte Problem und wir arbeiten immer noch daran. Blockierte und eingefrorene Privatvermögen sind ebenfalls ein schmerzhaftes Thema, da Millionen Menschen, die nicht sanktioniert wurden, mit eingefrorenen Vermögenswerten dastehen. Wir versuchen immer noch, dieses Problem gemeinsam mit der Regierung zu lösen.