In Deutschland herrscht Meinungsfreiheit – allerdings nur dann, wenn man die herrschende Meinung vertritt. Außerhalb des eng gehaltenen Meinungskorridors herrscht in Deutschland vor allem eins: Repression. Ein großer Teil der Deutschen traut sich nicht mehr, offen die Meinung zu sagen, ergab im vergangenen Jahr eine Umfrage. In Deutschland herrscht erneut ein Klima der Angst und des gegenseitigen Misstrauens. Diese neue deutsche Realität hat sich noch nicht überall herumgesprochen.
Vor allem im westlichen Ausland gilt Deutschland noch immer als Demokratie, in der man seine Meinung und seine Ansichten frei äußern kann. Nur so konnte es passieren, dass bei der Preisverleihung der Berlinale einigen Preisträgern in Zusammenhang mit Israel Worte wie “Genozid” und “Massaker” über die Lippen kamen. Das geht in Deutschland einfach absolut nicht. Das hat mit Meinung nichts zu tun, sondern ist Hass und Hetze, wurden die Israelkritiker belehrt.
Wie eng gesteckt der Begriff der Meinungsfreiheit in Deutschland ist, wird dem internationalen Publikum inzwischen in schöner Regelmäßigkeit auf kulturellen Events vorgeführt. Bereits auf der Documenta in Kassel zeigte Deutschland dem interessierten Publikum, wie eingeschränkt der hiesige Diskursraum inzwischen wieder ist. Israelkritik geht gar nicht, ist das beide Events verbindenden typisch deutsche Element.
Genozid darf man in Deutschland nicht sagen, zumindest nicht, wenn es um Israel geht. Das ist Hass und Hetze, ist antisemitisch und Nazi. Deutschland hat aus seiner Geschichte gelernt, will man mit der bedingungslosen und sich jeder Realität verweigernden Solidarität mit Israel der Welt beweisen – und tut mit der sich darin offenbarenden typisch deutschen Verbissenheit genau das Gegenteil. Das offizielle Berlin verschließt vor offenem Unrecht und offener Gewalt die Augen und verbietet jenen den Mund, die auf die Missstände hinweisen. Deutschland macht damit deutlich, dass es die absolut falsche Lehre aus der eigenen Geschichte gezogen hat.