Quelle: www.globallookpress.com © Soeren Stache Franziska Giffey (l), Regierende Bürgermeisterin von Berlin, steht neben Iris Spranger (SPD), Senatorin für Inneres, Digitalisierung und Sport, Juni 2022.
Am 28. September 2022 veröffentlichten die Vereinten Nationen (UN) eine 300-seitige Studie zum Digital-Ranking von Metropolen mit dem Titel: “United Nations E-Government Survey”. Die Berliner Lokalpresse zeigte sich nun mehr als verwundert, dass laut den vorliegenden Ergebnissen der Berliner Senat vermeintlich die Spitzenposition innehat. Der Berliner Tagesspiegel wie auch die Berliner Zeitung schauten sich die Datenlage genauer an. Der Tagesspiegel kommentierte süffisant:
“Berlin steht bei der Digitalisierung der Verwaltung weltweit auf Platz eins. Nein, Sie haben sich nicht verlesen. Was sich anhört wie ein Satz aus einem Paralleluniversum, ist – zumindest laut den UN – Realität.”
Die Berliner Zeitung informiert exemplarisch für den Zustand der Senatswahrnehmungen:
“Berlin hat laut UN die beste digitale Verwaltung der Welt: Der Senat weiß von nichts.”
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Bei den Auswertungen der Studie findet sich laut der Berliner Zeitung “unter den über 100 Tabellen die eine, die erklärt, warum Berlin beim ‘Local Online Service Index’ ganz oben steht”. Die ausgewählten Städte würden in fünf Einzelkategorien bewertet. Die Berliner Verwaltung liegt demnach in den Kategorien “Institutioneller Rahmen”, “Bereitstellung von Inhalten” und “Engagement” auf Platz eins. In den Feldern “Bereitstellung für Dienstleistungen” und “Technologie” jeweils auf Platz vier, so Informationen aus dem Artikel. Damit erhielte das Berliner E-Government “mit fast 98 Prozent den höchsten Durchschnittswert aller Städte”.
Die genaue Betrachtung der Webseite habe jedoch sehr schnell den wahren Grund, das Problem an dem Ranking, dargestellt. Dazu schreibt die Berliner Zeitung :
“Für den E-Government Development Index (EGDI) beziehen sie (die UN-Studienmacher) Daten der Internationalen Fernmeldeunion, Daten der UNESCO und Daten einer Online-Bewertung, die das Department selbst durchgeführt hat. Konkretere Informationen gibt es dazu nicht. Zum Local Online Service Index (LOSI), der für die Berliner Verwaltung relevant ist, wird nur mitgeteilt, dass die Daten ‘von einer Gruppe von Forschern gesammelt werden’.”
Diese Informationen belegen: Die Daten wurden lediglich methodisch ermittelt. Das bedeutet, es erfolgten keinerlei Recherchen vor Ort oder entsprechende Real-Überprüfungen der offerierten Digital-Dienstleistungen in der Hauptstadt. Verzweifelte Leidtragende oder dauergestresste Bewohner Berlins können hinsichtlich dieser Prämierung daher nur sehr müde den Kopf schütteln. Frank Brockmann, Berliner Landesansprechpartner “der Abteilung IKT-Steuerung, Digitalisierung der Verwaltung und Bürgerdienste”, zeigte sich auf die entsprechende Anfrage der Berliner Zeitung auf anderer Ebene irritiert. So heißt es in dem Artikel:
“Dieser teilte uns mit, die zuständige Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport sei erst durch den Medienbericht auf ihren Triumph aufmerksam geworden. Man müsse nun erst mal die Datenerhebung sichten, bevor man sich äußere. Bei der müsse es sich jedoch um eine Ferndiagnose handeln, so Brockmann, mit der UN habe es dazu keinen Kontakt gegeben. Konkrete Anfragen der Berliner Zeitung beantwortete die Senatsverwaltung bisher nicht.”
Die Tagesspiegel -Redaktion informiert in ihrem Artikel abschließend:
“Nur: Selbst dann erscheint Berlins Ergebnis (84 von 86 Kriterien wurden positiv beschieden) immer noch recht, nun ja, unglaubwürdig. Um sicherzugehen, haben wir bei den UN Ergebnisse und Vorgehen im Detail nachgefragt.”
Eine Beantwortung der Fragen aus Berlin seitens der UN steht demnach noch aus.
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