Quelle: www.globallookpress.com © Christophe Gateau/dpa rbb-Intendantin Katrin Vernau (Archivbild)
Dass der rbb finanzielle Probleme hat, ist bekannt. Nun sah sich die neue Intendantin des Senders, Katrin Vernau, offenbar gezwungen, einen “Bettelbrief” an die Ruhegeldempfänger des rbb und den Vorgängeranstalten Sender Freies Berlin und Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg zu schreiben. In dem Schreiben mit dem Betreff “Solidarbeitrag für den rbb”, das dem Tagesspiegel vorliegt, geht Vernau zunächst auf die öffentliche Kritik ein, die “sich massiv gegen die Regelungen zum Ruhegeld richtet”.
RBB muss Millionen einsparen – aber neue Intendantin bekommt Mietzuschuss
Vernau sei sich zwar bewusst, dass die in der Vergangenheit getroffenen Vereinbarungen zum jeweiligen Ruhegeld “grundsätzlich bindend” seien, jedoch sei das Ruhegeld ein “besonderes Privileg, das Raum für Konzessionen” lasse. Im Gegenzug für einen geleisteten Solidarbeitrag würde der Sender bei einer Einverständniserklärung den gezahlten “Soli” im Unternehmen kommunizieren. Damit werde auch angedeutet, dass die beim rbb Beschäftigten erkennen könnten, wer spendabler sei und wer nicht.
Wie viele den Brief erhalten haben, sei derzeit unklar. In den Adressaten-Kreisen sei auf jeden Fall von einer “Unverschämtheit” die Rede. Zudem zeigte man sich empört, dass Vernau beim Sparen nicht zuerst an ihr eigenes Gehalt inklusive Mietzuschuss denkt. Laut Tagesspiegel werde auch an Vernaus “sozialer Kompetenz” gezweifelt. Zudem sei die Rede von einem “positiven Pranger” und man frage sich, ob Vernau glaube, so mit denen, die sie um Geld bitte, ins Gespräch zu kommen. Konkret äußerte sich laut Tagesspiegel auch Jens Wendland, ehemaliger Hörfunkdirektor bei Sender Freies Berlin in den Jahren 1992 bis 2003, in einem Antwortschreiben:
“Dass Sie Ihre Aufforderung zum Solidarbeitrag nicht nur auf das Ruhegeld beziehen, sondern im Fall der Zustimmung auch die ‘Unternehmensöffentlichkeit über diesen Solidarbeitrag informieren’ wollen, halte ich für inakzeptabel.”
Vernau habe “eindeutig die falschen Register gezogen”, auch wenn es verständlich sei, “dass sich die öffentliche Kritik auch massiv gegen die Regelungen zum Ruhegeld richtet”. Unverständlich sei jedoch, “dass und wie Sie in Ihrem Appell alle und alles über einen Kamm scheren, die öffentliche Kritik aus meiner Sicht um eines wohlfeilen Effektes willen pauschal nach innen kehren, von einem besonderen ‘Privileg’ des Ruhegeldes schreiben, ‘das Raum für Konzessionen’ lässt”.
Der öffentlich-rechtliche rbb war im Sommer 2022 in eine tiefe Krise gestürzt, als Vorfälle von Vetternwirtschaft und Missbrauch von Geldern bekannt wurden. Im Zentrum des Skandals stand primär die ehemalige Intendantin Patricia Schlesinger.
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