El Cerrejón im Norden Kolumbiens gleicht einer Mondlandschaft. Auf rund 690 Quadratkilometern, knapp die Fläche von Hamburg, fressen sich Bagger durch den größten Steinkohletagebau Lateinamerikas. 23,4 Millionen Tonnen Kohle förderte die Mine des Schweizer Konzerns Glencore im vergangenen Jahr. Die gesamte Menge geht in den Export – künftig vielleicht auch vermehrt nach Deutschland.
Nachdem die EU wegen des Krieges in der Ukraine einen Importstopp für Kohle aus Russland verhängt hat, sucht die Bundesregierung auf der ganzen Welt nach Alternativen. Trotz des Ausbaus von Wind- und Solarenergie hat Steinkohle in Deutschland noch immer einen Anteil von neun Prozent an der gesamten Stromerzeugung. Nach Russland, den USA und Australien war Kolumbien im Jahr 2021 das viertwichtigste Herkunftsland für Kohle in Deutschland – mit einem Anteil von 5,7 Prozent an allen Steinkohle-Importen. Gut 2,3 Millionen Tonnen Steinkohle kamen insgesamt von dort.
Vor kurzem telefonierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) deshalb mit dem kolumbianischen Präsidenten Iván Duque. Kolumbien prüfe die Möglichkeit, die Kohle-Exporte nach Deutschland zu erhöhen, um dessen Energiesicherheit zu stärken, hieß es in einer Mitteilung des Präsidialamtes des südamerikanischen Landes.
Seit Jahresanfang sind die Importe aus dem südamerikanischen Land, in dem am Sonntag der erste Durchgang der Präsidentenwahl ansteht, bereits stark gestiegen. In den ersten drei Monaten belief sich die Importmenge aus Kolumbien auf 1,1 Millionen Tonnen, wie der Verein der Kohlenimporteure berichtet. “Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg um 62 Prozent”, sagte ein Sprecher.