Meinung
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In seiner letzten Berechnung an dieser Stelle im Wochenbericht vom 28. April bezeichnete es demnach 572 von 1.464 hospitalisierten über 60-Jährigen als ungeimpft, aber bereits 723 als “mit Auffrischimpfung”. Im folgenden Bericht vom 5. Mai erklärte das RKI schließlich, dass es “ab sofort keine regelmäßigen Information zur Wirksamkeit (…)” mehr veröffentlichen werde. Hierzu folgte dann erstmals am 7. Juli dieses Jahres ein Monatsbericht.
Fazit: Die Behauptung des Gesundheitsministeriums, wonach fünfmal mehr ungeimpfte über 60-jährige Corona-Patienten in den Kliniken lägen als mindestens dreifach Geimpfte, kann jedenfalls seit Januar dieses Jahres nicht stimmen. Und mehr noch: Diese Behauptung ist offenbar maßlos übertrieben. Eine Anfrage der Autorin dazu hat das BMG bisher nicht beantwortet. Sollte eine Antwort eintreffen, folgt ein weiterer Artikel dazu.
Ominöse “Daten aus den USA”
Darüber hinaus führt eine weitere Behauptung des BMG den Leser des “Fakten-Boosters” ins Leere. So beruft sich das Gesundheitsministerium unter Karl Lauterbach (SPD) vage auf “Daten aus den USA” als weiteren Beleg für eine angeblich nahezu 100-prozentige Wirksamkeit der Impfstoffe gegen schwere Verläufe. Problem: Die vermeintliche “Quelle” ist nicht verlinkt und die der Autorin bekannten diesjährigen Daten der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC widersprechen der wie folgt lautenden BMG-Behauptung:
“Daten aus den USA zeigen: Mit drei Corona-Schutzimpfungen steigt der Schutz vor schweren Krankheitsverläufen auf nahezu 100 Prozent.”
Die Autorin hat das Bundesgesundheitsministerium am Mittwoch vormittag aufgefordert, die genannten “Daten aus den USA”, die es als Beleg für die behauptete Wirksamkeit von “nahezu 100 Prozent” anführt, zu übermitteln und wartet auch hier auf eine Antwort.
Zu den (mangelhaften) Erhebungen aus Deutschland passt diese Behauptung des Gesundheitsministeriums jedenfalls nicht. Möglicherweise gab es eine Zeit zu Beginn der Massenimpfungen Anfang 2021, als man fünfmal mehr Ungeimpfte als Geimpfte in den Kliniken ermittelt hatte. Doch selbst wenn, wäre das heute vollkommen irrelevant, zumal damals in der Gesamtbevölkerung viel mehr Menschen ungeimpft waren als in diesem Jahr.
BMG musste bereits weitere Falschmeldung entfernen
Einen kleinen Teil der Boosterkampagne musste das BMG bereits am 20. September von seiner Internetseite “zusammengegencorona” nehmen. Denn das Online-Magazin Telepolis hatte eine weitere maßlose Übertreibung des Anteils Hospitalisierter aufgedeckt.
Das BMG hatte behauptet, 10 Prozent der an Corona Erkrankten müssten im Krankenhaus behandelt werden. Auch RT DE hatte darüber berichtet. Das Ministerium berief sich dabei auf einen “Epidemiologischen Steckbrief” des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom November 2021 – also vor fast einem Jahr, mit noch älteren Daten.
Dass die behaupteten 10 Prozent insgesamt weit übertrieben sind, ergibt sich bereits aus der vom RKI Ende August, also zum Startzeitpunkt der Kampagne gemeldeten Gesamtzahl der seit 2020 erkannten Fälle (rund 32,15 Millionen) und der Gesamtzahl der bis dahin mit positivem Test Hospitalisierten (knapp 648.000).
Demnach mussten bisher insgesamt nicht 10, sondern 2 Prozent der ermittelten Corona-Positiven in eine Klinik. Dabei ist die definitiv vorhandene, aber unbekannte Dunkelziffer nicht einbezogen. Auch der Anteil der zufällig positiv Getesteten mit anderen Erkrankungen in den Kliniken ist nach wie vor unklar.
Analyse
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Ein Abgleich mit den aktuelleren Daten dieses Jahres offenbart eine noch größere Diskrepanz zu der Behauptung des Ministeriums, 10 Prozent der Corona-Erkrankten würden hospitalisiert. Die Tagesberichte des RKI geben jeweils die aufgerechneten Daten der seit 2020 positiv Getesteten sowie der mit Corona Hospitalisierten an.
Demnach wurden vom 4. Januar bis 31. August 2022 gut 24,9 Millionen Menschen neu positiv getestet. Im gleichen Zeitraum kamen 264.100 Menschen mit positivem Test in ein Krankenhaus, also rund 1 Prozent. Wobei auch davon ein relevanter Teil der Betroffenen wegen einer anderen Ursache in der Klinik gewesen und nur zufällig positiv getestet worden sein dürfte.
Regierung belügt Bevölkerung
Die neue Impfkampagne der Bundesregierung enthält daneben noch mehr fragwürdige Aussagen. So wird beispielsweise die Panik verbreitende Behauptung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zitiert, wonach eine Corona-Infektion “zu Hirnschäden und schlimmstenfalls Demenz” führen könne – ohne irgendwelche Studien dazu zu benennen.
Das Problem ist aber auch Folgendes: Online wären die Falschbehauptungen leicht zu entfernen. In den Printausgaben der Tageszeitungen kursieren sie seit vielen Wochen und werden wahrscheinlich auch weiterhin verbreitet werden. In vielen Köpfen dürften die falschen Informationen längst hängen geblieben sein.
Und es ist nicht irgendwer, der hier nachweisliche Lügen verbreitet, sondern die Bundesregierung – die selbst ständig vor “Fake News” warnt und anderen deren Verbreitung vorwirft. Mit anderen Worten: Die Bundesregierung belügt die Bevölkerung, um ihnen eine – durchaus fragwürdige und nachweislich nebenwirkungsreiche – medizinische Behandlung schmackhaft zu machen.
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