Die Funken sprühten am vergangenen Dienstag, als Nancy Pelosi ihre vielbeachtete Reise nach Taiwan antrat und dabei den globalen “Kampf zwischen Demokratie und Autoritarismus” proklamierte. Damit stieß sie Peking effektiv den Finger ins Auge – und es versteht sich von selbst, dass man in China wütend wurde. Doch nach einem Sturm in den Social-Media-Kanälen, der ihrem Besuch vorausging, breitete sich anschließend ein bizarres Gefühl der Enttäuschung unter jenen aus, die Pekings erste Reaktion als “schwach” bezeichneten, weil man nicht physisch gegen die Landung der Maschine von Pelosi vorgegangen war. Twitter wurde mit hitzigen Kommentaren überflutet, in denen man beklagte, dass das Flugzeug mit Pelosi an Bord nicht abgefangen wurde. Und China wurde vorgeworfen, damit zuvor einen Bluff hingelegt zu haben.
Der Drang, ein selbst geschaffenes Narrativ einzufordern, und die außer Kontrolle geratenen Erwartungen übersahen natürlich die Tatsache, dass Peking umgehend nach dem Abflug aus Taiwan von Pelosi eine beängstigende Reihe von Militärübungen ankündigte, die derzeit gefährlich nahe an Taiwans Hoheitsgewässern durchgeführt werden, wobei einige der Sperrzonen, die China für die Übungen deklariert hat, keine 12 Meilen von der Küste Taiwans entfernt sind. Diese Übungen haben weite Teile von Taiwans Luftraum effektiv geschlossen. Zudem hat China eine noch nicht abschließende Liste von Sanktionen gegen die Insel verhängt, die unter anderem über 100 Lebensmittelunternehmen betrifft sowie einen Importstopp für bestimmte Fischsorten und einen Exportstopp von Natursand nach Taiwan beinhaltet – letzterer übrigens entscheidend für die taiwanische Halbleiterproduktion.