Für Aussage “Biologische Männer können nicht lesbisch sein” drei Jahre Gefängnis?
Stattdessen macht sich bei vielen Menschen das Gefühl breit, dass sie faktisch überhaupt keine Rolle mehr spielen. Wer sich Gedanken über im Herbst steigende Energiepreise macht oder schon jetzt davon betroffen ist, hat wenig Sinn für die Geschlechterfrage. Ein Hartz-IV-Empfänger mit leerem Kühlschrank fragt sich auch nicht, woher dieser Stern da oben kommen mag, der so wahnsinnig hell scheint – gestern war er doch noch nicht da. Nein, der Hartz-IV-Empfänger betrachtet seinen Kühlschrank, nicht den Sternenhimmel.
Doch Politiker stehen andachtsvoll vor der Regenbogen-Fahne, blicken selbstgerecht mit ausladender Geste hinauf und lassen sich mit der Bildunterschrift fotografieren:
“Es wurde Zeit, endlich etwas für die Gleichberechtigung zu tun.”
Kühlschränke sehen sie vor ihrem geistigen Auge nicht, allenfalls die Champagnerflaschen, die sie aus diesen herausholen.
Entpolitisierung mit Ansage
Das woke und nicht mehr umkehrbare Problem der heutigen Zeit ist die Ideologisierung der Zeitgenossen. Man schießt sich auf ein Thema ein, von dem man glaubt, alles Recht der Welt zu haben, dieses auch in die Köpfe aller anderen einzupflanzen. Wenn diese sich weigern, da mitzugehen, wird die ideologisierte Keule ausgepackt. Da das eigene Thema richtig und wichtig sein muss, um die Welt zu verbessern, wird erwartet, dass alle es so sehen.
Die eigene, innere Ideologie wird so verfestigt, Lücken oder Brüche werden gefüllt oder geleugnet. Der Mikrokosmos verdrängt das große Ganze. Hinzu kommt eine nahezu vollständige Entpolitisierung, sodass das Prinzip der Ideologisierung nicht einmal bemerkt bzw. als politisches Denken eingeordnet wird.
Politik aber ist wie Wissenschaft, beides funktioniert nur, wenn Fragen gestellt werden und nach den Antworten darauf weitere Fragen folgen. Die Ideologie verzichtet auf Fragen, sie liefert ausschließlich Antworten, die nicht angezweifelt werden dürfen.
Das ist das Wesen der Ideologie. Und inzwischen auch das Wesen großer Teile der Gesellschaft.
Ein Umkehren ist nicht in Sicht. Zu wohl fühlen sich zu viele Menschen in ihrer kleinen, heilen Welt, in der alles seine Ordnung hat. Und wenn jemand dazwischen grätscht mit unpassenden Ansichten, verspürt man die Verpflichtung, diesen zu beschimpfen, auszugrenzen, zu verurteilen und als in der Summe schlechten Menschen darzustellen. Das ist überhaupt kein Problem, denn wenn die eigene Haltung perfekt ist, ist jede Abweichung verachtenswert.
Meinung
Warum ich nicht mehr zum Christopher Street Day gehe
Lauthals und vehement wird Toleranz gefordert – versteckt wird damit eine Form der Intoleranz, die zum Himmel schreit. Bemerkt wird das nicht (mehr). Die woken Gedankenhüter sehen sich nicht nur im Recht, sie empfinden missionarischen Eifer, alle in ihre aufgeräumte Traumblase zu holen, die nicht bei drei auf den Bäumen sind. Ob die gewoketen Verfolgten das wollen oder nicht, spielt keine Rolle. Sie können es doch gar nicht beurteilen, da sie mit der verbotenen kulturellen Aneignung beschäftigt sind, die es ein für alle Mal abzuschaffen gilt.
Politisch korrekt?
Wie korrekt soll es noch werden? Soll, wer sich Rastalocken machen lassen will, zunächst ein wokes polizeiliches Führungszeugnis einholen? Soll, wer nicht bis zum letzten Komma/zur letzten Kommain korrekt gendert, mit einem vierzehntägigen Redeverbot belegt werden? Müssen künftig Wohnungen in den Regenbogenfarben gestrichen werden, um überhaupt einen Mietvertrag zu erhalten?
Das Problem ist größer als die lächerlichen Beispiele hier. Wokeness ist aggressiv, ist kriegerisch, verhält sich angreifend und einnehmend. Deutschlands vermeintliche Rolle in der Welt ist Wokeness pur! Man mag den Satz “Am deutschen Wesen soll die Welt genesen” für ausgelutscht und veraltet halten. Aber das Auftreten deutscher Politiker auf der Weltbühne zeigt genau, wo das Problem liegt: Es sind die deutschen Überzeugungen, die deutschen Erwartungen, die deutschen Forderungen, an denen sich der Rest der Welt gefälligst zu orientieren hat. Denn das Recht ist immer auf der Seite der Woken, auch wenn sie eine ganze Truppe größenwahnsinniger, woker Politiker sind.
Im Großen wie im Kleinen wird dabei deutlich, wohin Wokeness führt – zu einer Filterblase der Unbelehrbaren, die sich im Mittelpunkt des Universums sehen. Sie sind narzisstisch, beratungsresistent und skrupellos. Und sie pfeifen auf alle anderen. Weil alle anderen nur falsch liegen können.
Dieser Krieg braucht keine Waffen. Er zerstört mit dem Anspruch des Heilers.
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