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Abschließend versicherte er jedoch, dass “wir unseren Auftrag bis Ende Juni erfüllen werden. Zu einzelnen Maßnahmen gibt es schon gute Studien, zu anderen kann man zumindest allgemein etwas sagen”. Zu dem Interview selbst schrieb Huster in einem Tweet, dass er “zur Lage in der Kommission, zur Evaluation der Pandemiepolitik, als Vorsitzender einige Dinge zu erklären versucht, weil absurdeste Falschmeldungen verbreitet wurden”. Damit spielte er auf die Berichterstattung der Springer-Zeitung Welt an, die zu jener Zeit sehr kritisch die Evaluierungsmaßnahmen wie auch Bundesgesundheitsminister Lauterbach journalistisch begleiteten.
Tim Röhn, Chefreporter und Ressortleiter Schwerpunktrecherche bei der Welt, veröffentlichte daraufhin über Twitter eine interne Mail Husters vom 22. April an eine Arbeitsgruppe des Sachverständigenrats, deren Inhalt besagt, dass eine interne Order seitens Gesundheitsminister Lauterbach an das Gremium für die aktuelle Arbeit bedeuten würde: “Für uns heißt das zunächst, dass wir jedenfalls bis Ende Juni keine Maßnahmenevaluation vorlegen müssen.”
Lauterbach hatte zu diesem Zeitpunkt in Erwägung gezogen, den Liefertermin der Evaluierungen zu verzögern oder sogar die ganze Maßnahme neu ausschreiben zu lassen. Huster bestätigte Röhn via Twitter (in einer längeren Kommunikation) die Planung, dass der Bericht wie vorgesehen bis Ende Juni fertiggestellt würde, “nur eine Vollevaluation der einzelnen Maßnahmen wird bis dahin nicht zu schaffen sein”. In einem Antwortpart der Twitter-Diskussion (zu einer Anfrage der Welt an Huster) ließ Huster Röhn wissen, dass er schriftliche Anfragen “nur seriöse(r) Medien” beantworten würde. Welt -Journalist Röhn kommentierte dann am 28. Mai zu den Entwicklungen der Gremiumsarbeit und den jüngsten Forderungen seitens der Politik für “nötige Herbstmaßnahmen”:
“Bis zum 30. Juni werden die einzelnen Corona-Maßnahmen (Maskenpflicht, 2G, Schulschließungen etc.) evaluiert. Vorher (!) wollen Lockdown-Befürworter neue Maßnahmen für den Herbst im IfSG festschreiben lassen. Wenn diese Eile nicht stutzig macht – was dann?”
Gesundheitsminister Lauterbach orakelte in der ihm bekannten Art am 5. Juni, dass “es tatsächlich eine Sommerwelle geben könnte. Sicher ist das noch nicht. Trotzdem ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, die Vorbereitungen für den Herbst zu treffen. Dies hat auch bereits begonnen. Ein Herbst wie vor der Pandemie ist noch nicht realistisch”.
Am 8. Juni veröffentlichte die Süddeutschen -Journalistin Berndt nun überraschend erste Auszüge aus dem erst für Ende Juni erwarteten Evaluierungspapier. Die Anmoderation zu ihrem Artikel (Bezahlschranke) lautet:
“Masken, Ausgangssperren, 3G: Ein Ausschuss soll klären, welche Corona-Maßnahmen sinnvoll waren und welche nicht. Nun liegt ein erster Entwurf vor, der in Fachkreisen bereits kritisiert wird.”
Der Inhalt, die Kommentierung zu den vorliegenden Ergebnissen, überrascht in seiner eindeutig wertenden Härte. So schreibt Berndt:
“Es steht allerdings zu befürchten, dass die wichtige Evaluation am Ende nicht die Erwartungen erfüllen wird, die Politikerinnen und Bürger sich erhoffen. Denn ein Entwurf, den die Süddeutsche Zeitung einsehen konnte, wird in Fachkreisen bereits verrissen: Das Kapitel zu den Corona-Maßnahmen sei handwerklich schlecht gemacht, die Auswahl und Kommentierung der wissenschaftlichen Literatur sei einseitig, negative Folgen der Interventionen würden überbetont, wichtige Aspekte einfach weggelassen.”
Dies hätten “verschiedene Fachleute aus Virologie und Epidemiologie der SZ” bestätigt. Namen der “Fachleute” und die Quelle wurden von Berndt nicht benannt. Ein weiterer offensichtlicher Angriff erfolgt in die Richtung des temporär maßnahmenkritischen Virologen Hendrik Streeck:
“Das Kapitel (zum Thema Kontaktbeschränkungen/3G-Regeln/Maskentragen) wird unter Federführung des Virologen Hendrik Streeck von der Universität Bonn erarbeitet, der sich diese Aufgabe ursprünglich mit Christian Drosten von der Berliner Charité teilen sollte. Doch Drosten hat den Ausschuss verlassen, weil aus seiner Sicht eine wissenschaftlich fundierte Evaluation der Maßnahmen nicht in der vorgesehenen Zeit und mit der personellen Ausstattung möglich ist .”
Streeck zeigte sich in einer ersten Reaktion gegenüber dem Vorgehen der Süddeutschen Zeitung zumindest irritiert:
“Geleakte Arbeitsentwürfe durch anonyme Kritiker kritisieren zu lassen – so funktioniert Politik, aber dass Wissenschaftsjournalismus bei der SZ so agiert, ist immer noch erstaunlich für mich.”
Stefan Huster reagierte mit der Feststellung:
“Es ist natürlich sinnlos und unfair, dass durchgestochene Textentwürfe kritisiert werden. Aber davon ganz abgesehen: Hätte jemand mit den dort vertretenen Positionen ernstlich ein Problem gehabt, wenn der Bericht nicht mit Blick auf den Herbst politisch so aufgeladen worden wäre?”
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Es ist daher ein nicht zu unterschätzender politischer Vorgang, wenn nach Wochen berechtigter Kritik an einem “inhaltstaumelnden” Gesundheitsminister Lauterbach, den sich mehrenden negativen Veröffentlichungen im Zuge der Auswertungen zu den Corona-Maßnahmen seitens der Bundesregierung und einem stetig schwindenden Vertrauen eines Teils der Bevölkerung in die Regierungsarbeit, nun einer in der Coronakrise eindeutig regierungszuarbeitenden und -treuen Zeitung erste Inhalte einer Einschätzung zu Regierungsmaßnahmen lanciert werden.
Diese soll vordergründig nur einer Funktion dienen, nämlich die Maßnahmenevaluierung bereits im Vorfeld inhaltlich zu diskreditieren, zu hinterfragen, um damit von dem politischen Versagen der Regierung in den letzten zwei Corona-Jahren abzulenken. Stichworte dazu sind unter anderem: psychische wie physische Ausnahmesituationen für Millionen von Bürgern, Biografie-Demontagen hunderttausender Menschen in diesem Land, Maskengate, Milliarden-Investitionen in bedingt wirkende Impfstoffe und Negierung von stetig steigenden Zahlen von Impfnebenwirkungen.
Der FDP-Abgeordnete Kubicki kommentierte den Vorgang wie folgt:
“Die Pressefreiheit ist zu Recht ein hohes Gut und ein wichtiger Grundpfeiler unserer freiheitlichen Demokratie. Allerdings müssen sich die Verantwortlichen der Süddeutschen Zeitung schon die Frage stellen, ob sie sich mit dem Verriss eines vorläufigen Zwischenstandes des Evaluationsberichtes mithilfe von anonymen Experten einen Gefallen getan haben. Eher haben sie dem Wissenschaftsjournalismus, dem Ansehen der Evaluationsgruppe und den dahinterstehenden demokratischen Prozessen einen Bärendienst erwiesen.”
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