Quelle: www.globallookpress.com © Aleksander Polyakov Yandex-Logo an einem Bürogebäude des russischen Internet-Konzerns.
Der Ukraine-Konflikt hat eins ganz deutlich gemacht: Der Westen ist bereit, alle Mittel einzusetzen und zu politisieren, um seine Ziele zu erreichen. Er schreckt nicht davor zurück, gegen internationale Handelsabkommen zu verstoßen, politisiert seine Währungen und macht auch das Internet zu einem Ort, wo er seine Macht mittels Zensur und Zugangsbeschränkungen demonstriert. Er führt damit den Ländern außerhalb des kollektiven Westens die Notwendigkeit vor Augen, sich aus der Abhängigkeit vom Westen zu befreien. Die Grundlage für eine künftige Aufteilung der Welt und eine Regionalisierung der technologischen Entwicklung legt der Westen damit selbst.
In Russland wird das Decoupling massiv vorangetrieben. Die Sperrung russischer Fernsehsender auf Youtube, die komplette und unwiderrufliche Löschung zahlloser Beiträge, die Zensur und Sperrung russischer Medien und Accounts durch US-amerikanische Internetgiganten hat die Entwicklung beschleunigt.
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Im Zentrum der Entwicklung steht vor allem der Internetkonzern Yandex. Der russische Staat hat in den letzten Jahren seinen Einfluss im Konzern ausgebaut. Das hat ‒ entgegen einem gängigen neoliberalen Vorurteil ‒ dessen Innovationsfähigkeit keinen Abbruch getan. Google ist in Russland längst ins Hintertreffen geraten. Alle Services, die in europäischen Ländern von Google angeboten werden, kommen in Russland von Yandex. Das umfasst die Steuerung intelligenter Geräte ebenso wie Liefer- und Taxiservice oder Yandex-Smart-TV. Die Vorinstallation der Yandex-Suchmaschine und des Yandex-Browsers ist für den Verkauf von Smartphones und Tablets in Russland gesetzlich vorgeschrieben.
Die in Russland verkauften Geräte verfügen darüber hinaus obligatorisch neben dem westlichen Navigationssystem GPS noch über das russische satellitengestützte System GLONASS. Man würde in Russland nicht orientierungslos werden, sollte der Westen Russland vom GPS abkoppeln. Die Drohung stand immerhin schon im Raum.
Amazon gibt es in Russland nicht. Entsprechend gibt es in Russland keine smarten Alexa-Lautsprecher. Der intelligente Lautsprecher heißt hier wahlweise Alissa und wird von Yandex unterstützt, oder Marusja und ist dann an das russische soziale Netzwerk vk.com gekoppelt. Beide sprechen ausschließlich Russisch.
Apropos VK: Auch beim russischen sozialen Netzwerk vk.com hat sich in den letzten Monaten viel getan. Neben Musik und Spielen wurde der Video-Bereich massiv ausgebaut. Das soziale Netzwerk entwickelt sich zum Video-Host und stellt damit eine vor westlicher Zensur geschützte Alternative zu Youtube dar.
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Video-Hosting betreibt auch rutube.ru, eine Plattform, die von Gazprom-Media finanziert wird. Das Konzept orientiert sich an Youtube. Hier hochgeladene Videos sind vor westlicher Zensur sicher.
Mit RuStore steht in Russland seit einigen Wochen auch eine Alternative zum Google Playstore zur Verfügung. Dort finden sich bisher ausschließlich russische Apps, für die Sicherheit des Stores sorgt Kaspersky. Das Projekt wurde vom russischen Ministerium für Digitales ins Leben gerufen. Es steht mit dieser ersten veröffentlichten Version sicherlich noch am Anfang, aber der eingeschlagene Weg ist eindeutig: Abkopplung der digitalen Sphäre vom Westen.
Russland hat die Gefahr der Abhängigkeit von US-amerikanischen Internetgiganten für sich erkannt. Das Land unternimmt viel, um die Abhängigkeit und die damit verbundenen Risiken zu minimieren.
Deutschland und die EU verlassen sich darauf, dass sie keine von den USA unabhängige digitale Infrastruktur brauchen. Dies könnte sich als Fehler erweisen, denn die USA machen in ihrer Politik auch gegenüber der EU deutlich, dass sie in der EU weniger einen Partner als vielmehr einen Konkurrenten sehen, der im Zweifelsfall zu bekämpfen ist. Eine Entkopplung von den USA, wie sie Russland gerade mit Hochdruck betreibt, ist auch für die EU dringend notwendig. Allerdings wähnt man sich dort in der trügerischen Sicherheit eines Bündnisses auf Augenhöhe.
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