Sorge vor Drittem Weltkrieg: Intellektuelle und Künstler richten offenen Brief an Kanzler Scholz
Man stelle sich einmal vor, es hätte eine Sondersendung über Odessa gegeben. Die Zeitungen hätten darüber berichtet, Interviews mit Überlebenden geführt, womöglich einige der Täter ausfindig gemacht. Ja, es wäre klar geworden, dass der Maidan ein demokratisch höchst zweifelhaftes Unterfangen war, vorsichtig formuliert. Aber hätte es der Bundesregierung ernsthaft geschadet, wenn nach dem zweiten Mai vor fünf Jahren ein Fehler eingestanden worden wäre und man sich bemüht hätte, auf die Sicherheit der russischsprachigen Ukrainer zu dringen oder die Auflösung der faschistischen Organisationen Swoboda und Rechter Sektor zu fordern? Vermutlich nicht. Hätte es ein solches Handeln gegeben, dann wäre es in der Folge nicht zum Bürgerkrieg gekommen.
Der Krieg im Donbass, der ohne das Schweigen zu Odessa nie begonnen hätte, macht jede Erklärung, die EU stünde für Frieden, zur Farce. Die Verherrlichung der Nazi-Kollaborateure in der heutigen Ukraine gibt jede Bekundung, man stünde ‘gegen Hass’, ‘gegen rechts’ oder gar gegen Nazismus, der Lächerlichkeit preis. Dieser Weg wurde willentlich eingeschlagen, dieser Krieg in Berlin gewünscht, und bis heute gibt es keine Anzeichen einer Korrektur. (2017)”
Das war 2017; es gab immer noch die Möglichkeit, die Minsker Vereinbarungen zur Umkehr zu nutzen. Wieder und wieder gab es diese Möglichkeit. Sie wurde bis zuletzt nicht genutzt. Stattdessen wurde es zumindest geduldet, wenn nicht gefördert, dass sich die ukrainische Armee mitsamt all jener Truppen, die aus der Meute der Täter von Odessa herauswucherten, egal, ob sie nun Asow, Dnjepr oder Kiew hießen, auf einen Angriff vorbereitete. Das ist zwei Monate her. Das Ungeheuer, das am 2. Mai in Odessa geboren wurde, wurde seitdem nur gemästet und gestärkt, nicht einmal ansatzweise auch nur gezügelt.
Nein, inzwischen wird auch in Deutschland im Fernsehen erklärt, Russen wären irgendwie keine Europäer, und es wird alles hineingeworfen in diesen Brand, der damals in Odessa entzündet wurde, damit er ja nicht erlischt, damit er wächst und weiterbrennt und womöglich gar die Menschheit verschlingt. Und wenn ich sehe, mit welcher Überheblichkeit, mit welcher Missachtung aller historischen Lehren, die in Deutschland zu ziehen sind, in Europa, sich der ganze Westen in inniger Umarmung mit dem ukrainischen Faschismus in einen Totentanz stürzt, dann bin ich versucht, zu sagen: so eine Europäerin will ich auch nicht sein.
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Denn es gibt keinen Zweifel daran, nicht den leisesten, dass es sich um ein faschistisches Verbrechen handelte, damals, am 2. Mai vor acht Jahren in Odessa. Eines, das in eine Reihe gehört mit Massaker von Oradour, von Distomo und von Kalavryta. Ein Verbrechen, das seinem Krieg vorausging, aber ihn bereits in sich trug.
Während ich damals den Stream sah und zwischen Bildern und den Chatbeiträgen im Übersetzungsprogramm hin und her schaltete, tauchte kurz ein Gerücht auf, es seien russische Fallschirmjäger bei Odessa gelandet. Es hielt sich nicht lange, aber für diese kurze Spanne wich das Entsetzen der Erleichterung.
Odessa und alles, was auf Odessa folgte, wird inzwischen hier in Deutschland nur noch mit dem Etikett “russische Propaganda” versehen und abgetan. Genau das belegt, dass keinerlei Bereitschaft zum Frieden besteht. Auch Westeuropa, auch die deutsche Politik hat an jenem 2. Mai eine Entscheidung getroffen und eine Seite gewählt; die der Täter. Sie sind dieser Wahl – das ist inzwischen unbestreitbar – konsequent gefolgt, und wurden dabei dem Ungeheuer, dem sie sich zugewandt haben, selbst immer ähnlicher.
“Man kann die Bilder jenes Tages nicht sehen, ohne zu begreifen, womit man es zu tun hat; diese kranke Mischung aus Tod und Jubel ist etwas unverkennbar Faschistisches; wie kann man das ohne Entsetzen sehen, wenn man nicht selbst diese Überzeugung teilt? Selbst bereit wäre, mitzujubeln? Es ist nicht möglich.
Eines Tages wird das Schweigen brechen. Was immer noch brechen muss, damit das geschieht, wird brechen. (2016)”
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