Europa war in jedem Jahrhundert und unter jeder Gesellschaftsformation stets eine Wiege, die von der Hand des Krieges geschaukelt wurde. Geburtsstätte und Schauplatz von Kriegen zwischen Völkern, zwischen Staaten und zwischen Religionen. Der Krieg – der ewige Kreislauf aus der Vorbereitung auf ihn, den Kriegshandlungen selbst und der Katerstimmung nach Kriegsende – war in diesem Teil der Welt eine absolut natürliche Norm der Staatsstruktur und der Gesellschaftsordnung.
Alle führten ständig Krieg gegen alle. Die Zentralgewalt unterdrückte widerspenstige Provinzen, Gläubige schlachteten Anders- und “Falschgläubige” ab … Nichts war zu unbedeutend, um nicht als Vorwand für einen Krieg zu dienen, selbst der Wunsch einiger, im lokalen Dialekt zu sprechen und nicht in der von oben vorgeschriebenen “Sprachnorm”. Europa war immer auch Schauplatz des Zusammenstoßes von Zivilisationen – bis hin zur Vernichtung derjenigen, die dem stärkeren und mächtigeren Gegner missfielen.
Russland, das immer versuchte, sich aus innereuropäischen und sehr gewalttätigen Auseinandersetzungen so gut es ging herauszuhalten, war mehrmals gezwungen, zwischen die vom Blutgeruch verrückt gewordenen Europäer zu gehen und um den Preis von Leben der eigenen Soldaten das Blutvergießen zu beenden. Egal, wie oft sich Europäer bei Kranzniederlegungen an den Monumenten für Gefallene “Nie wieder” schworen, es nahm immer wieder diesen Lauf.