Von Alexej Danckwardt
US-Senator, Russenhasser und Kriegsfalke Lindsey Graham weilte dieser Tage in Kiew. Warum er die Beschwerlichkeit der langen Anreise per Zug auf sich nahm, wurde bald aus seinen Reden klar: Es ging darum, den schwindenden Glauben an den einst sicher geglaubten Endsieg über Russland beim Vasallen Washingtons zu stärken. Wenn schon keine Milliarden in die Kriegskasse Kiews aus Übersee fließen, so kommt wenigstens ein Senator und beschert dem kriegsmüden Land seinen Sportpalast-Moment mit Durchhalteparolen und dem Aufruf zum “totalen Krieg”.
Sportpalastreden, wie diejenige von Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels am 18. Februar 1943, werden gehalten, wenn jedem Militäranalysten und jedem Politiker mit vollständigem Überblick über die Ressourcen des Landes klar ist, dass der Krieg verloren ist, man ihn aber dennoch fortsetzen will und dem Volk vorgaukelt, er ließe sich noch mit dreifacher Anstrengung gewinnen. In genau dieser Lage ist die Ukraine heute.
Die wichtigste Botschaft Grahams war: Der Krieg gegen die Russische Föderation müsse weitergehen, unabhängig davon, ob die USA die Ukraine weiterhin finanziell und mit Rüstung unterstützen. Der Kriegsfalke wörtlich:
“Was auch immer wir tun, ihr müsst kämpfen!”
Klingt das nicht ein wenig wie Goebbels’ “Wollt ihr den totalen Krieg”?
Bekanntlich lautet die wichtigste Frage der ukrainischen Generäle in den letzten Wochen, wenn es um das Kämpfen gegen die einer Dampfwalze gleich vorrückende Armee Russlands geht, nicht einmal “womit”, sondern “mit wem”. Der Ukraine geht nicht nur die Munition, ihr gehen vor allem die Soldaten aus. Täglich sterben bis zu tausend Mann an allen Frontabschnitten, und die Zwangsrekrutierer im Inland kommen da trotz aller auf zahlreichen Videos festgehaltener Härte und immer einfallsreicherer List mit dem Nachliefern von frischem Kanonenfutter einfach nicht nach.
Doch auch hier hat der US-Amerikaner zweifelhaften Rat im Koffer. Ihre Jugend soll die Ukraine an die Front werfen:
“Ich hoffe, dass diejenigen, die für den Dienst in der ukrainischen Armee in Frage kommen, eintreten werden. Ich kann es nicht glauben, dass das erst mit 27 Jahren anfängt. Ihr kämpft um euer Leben, also sollte jeder dienen, nicht erst mit 25 oder 27. Wir brauchen mehr Leute.”
Noch geht es nicht, wie in Berlin ab dem Frühjahr 1943, um 14-jährige Knaben. Aber nicht ohne Grund hatte sogar Selenskijs Regime, das sich sonst nicht wirklich um die Interessen und die Zukunft des ihm anvertrauten Volkes schert, die Unter-25-Jährigen bislang geschont und von der sonst allumfassenden Mobilisierung ausgenommen. Die Ukraine steht heute schon vor einer demografischen Katastrophe, die Zahl der Geburten ist eingebrochen und eine Erholung ist nicht in Sicht. Werden demnächst nach Männern mittleren Alters auch noch die jungen Männer zu Hunderttausenden ausgelöscht, hat die Ukraine schlichtweg keine Zukunft mehr.