Monster und Ungeziefer, Alte und Kranke – Wie und warum ein US-Staatssender Russen entmenschlicht
Wenn die “nationalistischen” und “euro-optimistischen” Projekte das Land für sich gewinnen, wird die Ukraine seiner Meinung nach Teile ihres Territoriums für immer verlieren, der Europäischen Union beitreten und sich in eine “Völkerfamilie” des Westens auflösen. “Wenn wir innerhalb unserer Grenzen bleiben, Putins Russland zum Zusammenbruch führen, unsere Geschichte wiedererlangen und ein starker Staat werden wollen, brauchen wir ein weiteres Projekt. In diesem Fall braucht es die russische Sprache, also die russische Kultur und ein damit verbundenes Gedankengut”, ist Arestowitsch überzeugt.
Arestowitsch, Getmantsew und Truchanow werden jedoch kaum in der Lage sein, die allgemeine Zunahme der Russophobie in der Ukraine zu stoppen. Viel wichtiger im politischen Diskurs sind die Bedingungen, die die Ukraine erfüllen muss, um der EU beizutreten. Darunter sei “die Reform des Rechtsrahmens für die Rechte nationaler Minderheiten, die derzeit gemäß den Empfehlungen der Venedig-Kommission vorbereitet wird”, sagte der Leiter des Büros des Präsidenten der Ukraine, Andrij Jermak.
Durch das Gesetz über die allgemeine Sekundarschulbildung wurden zum 1. September 2020 alle russischsprachigen Schulen in der Ukraine abgeschafft. Seitdem findet ab der 5. Klasse Unterricht auf Ukrainisch statt, während die einzelnen Landessprachen als eigene Fremdsprachenfächer eingeführt wurden. Die Venedig-Kommission stellte fest, dass Artikel 7 dieses Gesetzes das Recht nationaler Minderheiten auf Bildung in ihrer Muttersprache verletzt.
Später verabschiedete die Ukraine ein Gesetz über indigene Völker, das es Krimtataren, Karaiten und Bewohnern der Krim erlaubt, in ihrer eigenen Sprache zu lernen und es wurden auch weitere Möglichkeiten für Sprachen festgelegt, die in der EU gesprochen werden. Aber die Möglichkeit, auf Russisch zu lernen, wurde ausgelassen.
Diese Zugeständnisse erfüllen jedoch nicht die Bedingungen der Europäischen Kommission für eine Mitgliedschaft der Ukraine in der EU. Angesichts des Tempos der Entrussifizierung, die nach dem Beginn der militärischen Sonderoperation Russlands an Fahrt zunahm, ist es die große Frage, ob die Ukraine diese Bedingungen je erfüllen wird. Andererseits kann die Ukraine diese Bedingungen nicht einfach ignorieren. Ungarn, ein Mitglied der EU, das die Ukraine seit langem wegen ihrer Sprachenpolitik und der Verletzung der Rechte der ungarischen Minderheit kritisiert, wird sicherlich auf deren Einhaltung bestehen. Und ohne die Zustimmung aus Budapest kann Kiew der EU nicht beitreten.
Und was ist mit Russland?
In der Region Odessa wurden Schulbücher der russischen Sprache und Literatur entfernt und alle russischen Schriftsteller aus dem Bildungsprogramm gestrichen. In Nikolaev wurde die russische Sprache an den Schulen verboten. “Die Einwohner der Ukraine sollten es nicht eilig haben, russischsprachige Schulbücher wegzuwerfen sondern diese bis zum 1. September im Regal stehen lassen, damit man sie später nicht lange suchen muss”, kommentierte der Vorsitzende der Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, die Entrussifizierung der Ukraine.
Seit den ersten Wochen der militärischen Sonderoperation haben russische Offizielle, insbesondere der russische Außenminister Sergei Lawrow, unaufhörlich erklärt, dass eines der Ziele Russlands bei der Führung dieses Konflikts darin bestehe, die Rechte der russischen Sprache gemäß der Verfassung der Ukraine wiederherzustellen und antirussische Gesetze zu eliminieren.
Meinung
Lebendig verbrannt: Wie das Massaker von Odessa zu einem Wendepunkt für die Ukraine wurde
Nach den Ereignissen 2014 verlor Russland fast alle politischen Einflussmöglichkeiten auf seinen Nachbarn, und jeder Versuch ukrainischer Bürger, sich im Land selbst zu organisieren, wurde von den ukrainischen Behörden als Separatismus interpretiert. Angesichts dieser Umstände blieb Russland nur eine Möglichkeit: eine breite Strategie für politisches Handeln zu entwickeln und seinen kulturellen und humanitären Einfluss in der Ukraine auszubauen, da eine vollständige Entrussifizierung der einstigen “Bruderrepublik” unweigerlich zur Herausbildung einer ukrainischen Nation mit einer starren und unwiderruflichen antirussischen Haltung führen würde.
Es war nicht nur die Politik Russlands, die zu einer solchen Radikalität geführt hat, sondern die ganze Logik der Ukraine als politisches Projekt, das von Anfang an auf einer nationalen Identität aufbaute, sich inneren und äußeren Feinden zu widersetzen. Dazu gehören das “Janukowytsch-Regime” des ehemaligen Präsidenten, der vom Euromaidan gestürzt wurde, die “Watniki” (Steppjacken), ein sowjetisches Kleidungsstück, aber auch eine Bezeichnung, die ukrainische Nationalisten für die pro-russische Bevölkerung des Südostens der Ukraine verwenden, das kommunistische Erbe des Landes und das “Land des Angreifers”.
Die Situation hat sich verändert: Nachdem Russlands Armee einen Sieg nach dem anderen im Osten verzeichnet und große Teile des Südens unter Moskaus Kontrolle stehen, ächzt Kiews Militär unter der Kriegslast. Dies macht die Post-Maidan-Ordnung brüchiger und könnte das Ende des Regimes von Wladimir Selenskij beschleunigen. Es ermöglicht Moskau auch, kulturelle und humanitäre Projekte in eben jenen Gebieten einzuführen, in denen russische Streitkräfte präsent sind.
Der vom Westen unterstützte ukrainische Präsident hat die größte Oppositionspartei des Landes verboten und seine politischen Gegner entweder inhaftieren oder unter Hausarrest stellen lassen. Aber die jüngste Geschichte zeigt uns, dass sich die Dinge in der Ukraine sehr schnell ändern können.
Source