Die Abstimmung am Freitag über eine Resolution der UNO-Generalversammlung für einen umgehenden Waffenstillstand in Israel und Palästina hat etwas deutlich gemacht, was viele schon geahnt hatten. Die Meinung der Verantwortlichen in Washington, D.C. zu manchen tagesaktuellen Themen interessiert niemanden mehr auf der Welt. Die USA fanden sich auf dem Parkett der UNO praktisch völlig isoliert wieder.
Der Grundgedanke der von arabischen Staaten vorgelegten Resolution ist äußerst einfach. Es ist eine Bitte an alle Konfliktteilnehmer, das Feuer einzustellen, einen Waffenstillstand zu vereinbaren, zivile Geiseln freizulassen und für eine Weile auf das Töten von unschuldigen Frauen, Kindern und alten Menschen zu verzichten. Es ist eine leicht verständliche, humane Idee – und der Großteil der Länder der Welt begrüßte sie.
Gegen die Resolution traten 14 (in Worten: vierzehn) Staaten auf. Angeführt wird die Liste von Israel und den, was leider niemanden überrascht. Darauf folgen die Reste der k. u. k. Monarchie – also Österreich, Ungarn, Tschechien und Kroatien. Zum Schluss gesellten sich dazu die ehrenwerten Gefolgstreuen Paraguay, Guatemala, Fidschi, Tonga, Marschallinseln, Mikronesien und Nauru. Entschuldigung, wir hatten noch Papua-Neuguinea vergessen.
Im Grunde sind es diejenigen Verbündeten, auf die man sich in Washington, D.C. in der US-Außenpolitik noch verlassen kann. Doch lassen wir die Ironie über deren Einfluss und militärische Stärke. Halten wir lediglich fest, dass alle führenden Staaten der Gegenwart, die die absolute Mehrheit der Bewohner der Erde repräsentieren, nunmehr in der UNO dafür eintraten, dass das Blutvergießen auf dem Boden von Israel und Palästina endet.
Tatsächlich ist die wirkliche Geschichte der UN-Abstimmungen ein sehr interessantes Thema. Im Jahr 2008 veröffentlichten deutsche Wissenschaftler eine Studie darüber, wie die USA 30 Jahre lang die Stimmen von 143 UNO-Mitgliedsstaaten buchstäblich gekauft hatten. Genutzt dafür wurden sowohl Subventionen für den Staatshaushalt als auch personelle Zuwendungen, aber auch blanke Erpressung mit Sanktionen.
In den vergangenen anderthalb Jahren entfalteten US-Vertreter eine große Aktivität hinter den Kulissen der UNO, um immer die “richtigen” Abstimmungsergebnisse über antirussische Sanktionen zu erwirken. Doch mit jedem weiteren Mal gelang ihnen das schlechter. Im Fall von Palästina und Israel brach nun gänzlich alles zusammen.