Eine Analyse von Andrei Koz
Nach der Befreiung von Artjomowsk (ukrainisch: Bachmut) ist die Front vorübergehend zum Stillstand gekommen. Die ukrainischen Streitkräfte haben ihre Offensive bisher aufgeschoben und beschränken sich auf Aufklärungsgefechte. RIA Nowosti berichtet über mögliche Gründe für diese Unentschlossenheit.
Nach Westen
Die überlebenden Gruppen der ukrainischen Streitkräfte bahnten sich ihren Weg aus der Stadt über von Artillerie und Flugzeugen gesprengte Straßen. Die “Fortezija Bachmut” (Festung Bachmut), wie es in den ukrainischen Medien hieß, ist nach monatelangen Kämpfen gefallen.
Damit konnte die starke Befestigung von Sewersk – Soledar – Artjomowsk endlich durchbrochen und die ukrainischen Streitkräfte nach Westen abgedrängt werden. Ein Weitermarsch ist noch nicht geplant. Die Wagner-Kämpfer, die die Siedlung gestürmt haben, schließen ihre Räumung ab und werden sich im Juni in Feldlager begeben. Ihre Stellungen werden von Einheiten des Verteidigungsministeriums (Russlands) eingenommen.
Versuche von Einheiten des Kiewer Regimes südlich und nördlich von Artjomowsk, wo sie Mitte Mai mehrere hundert Meter russischen Territoriums besetzt hatten, sind erfolglos. Die (ukrainischen) Einheiten, denen es gelang, aus der Stadt zu entkommen, zogen sich nach Tschassow Jar zurück und nahmen im Westen, in Chromowo, Verteidigungsstellungen ein.
Dies ist wahrscheinlich ihre nächste Linie, deren Überwindung es ermöglichen wird, Konstantinowka und die Agglomeration Slawjansk-Kramatorsk zu erreichen. Der Kampf darum wird zur allgemeinen Schlacht um den Donbass werden. Ein Offizier des 1. Armeekorps der DVR, Rufname Klim, sagte:
“Wir schließen nicht aus, dass sie versuchen werden, Artjomowsk zurückzuerobern. Genau aus diesem Grund haben die ukrainischen Streitkräfte während ihres Rückzugs Hochhäuser hinter sich in die Luft gesprengt ‒ um zu verhindern, dass wir sie zu Verteidigungszwecken besetzen. Es wird jedoch nicht leicht für sie sein, die Stadt zurückzuerobern. Immerhin konnten wir sie vor allem dank des Gewichtsvorteils einer Artilleriesalve einnehmen. Und sie werden ohne einen solchen Trumpf angreifen müssen. Es stimmt allerdings, dass sie sich einen zahlenmäßigen Vorteil verschaffen könnten.”
Durchbruch zum Meer
Auf dem Territorium der LVR ist die Front noch immer ohne große Veränderungen. Die Artillerieangriffe und die Kämpfe in den bewaldeten Gebieten um Stützpunkte gehen weiter.
Hier wartet das (russische) Militär auf einen Angriff auf die Südflanke der Kremennaja-Swatowo-Linie. Die ukrainischen Streitkräfte wollen das Viereck Kremennaja – Rubeschnoje – Sewerodonezk – Lissitschansk erreichen, um einen Brückenkopf zu erobern für einen weiteren Vorstoß tief in die Republik hinein – bis nach Lugansk, das schon lange als tiefes Hinterland gilt. Ein Durchbruch nach Swatowo ist ebenfalls wahrscheinlich, gefolgt von einem Angriff auf Starobelsk.