Eines ist unübersehbar bei den Bildern von den Protesten am Montag – der Versuch, den Menschen den Zusammenhang von Ursache und Wirkung auszureden, verfängt nicht. Die offiziell gezählten 10.500 Demonstranten in Mecklenburg-Vorpommern haben ebenso wie die in Sachsen einen klaren Blick darauf, wer ihnen die Suppe eingebrockt hat, die sie kalt auslöffeln sollen. “Schluss mit der Politik gegen das eigene Volk” heißt es da etwa auf handgemalten Plakaten, oder “Rot-Grün bedeutet Verarmung”. Und mit der Forderung “Nord Stream 2 sofort öffnen” wird auch die eine Forderung gestellt, die das angekündigte Elend sofort beenden könnte.
Gab es wirklich keine Proteste im Westen der Republik? Oder nur die weichgespülte Variante, in der um ein paar Trostpflästerchen gebettelt wird? Die Erfahrung des letzten Winters lässt daran zweifeln. Es gab vermutlich einige, es wird nur nicht darüber berichtet.
Manche dieser Proteste fanden bei strömendem Regen statt, und selbst in Kleinstädten waren Menschen auf der Straße. Das ist ein gutes Zeichen für das Land und ein schlechtes für die deutsche Politik. Denn der Versuch, den Massen, denen man die Heizung abdreht und die Butter vom Brot nimmt, wenn nicht gar das Brot selbst, einzureden, Wladimir Putin sei schuld, ist die einzige Möglichkeit, von der Verantwortung der deutschen Politik abzulenken.