Quelle: Gettyimages.ru © Karl-Josef Hildenbrand/dpa Symbolbild
In Deutschland besteht bis Anfang 2027 weiterhin die Gefahr einer schweren Gasknappheit. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse des Zusammenschlusses deutscher Gasspeicherbetreiber “Initiative Energien Speichern e.V.” (INES) hervor. Entschärft werden könne das Problem nur, wenn zusätzliche Infrastruktur geschaffen werde, um mögliche Belastungen durch kaltes Wetter auszugleichen.
Selbst wenn es gelänge, die Gasspeicher vor dem Winter vollständig zu befüllen, könnte die Gasnachfrage bei extrem kalten Temperaturen und aktuellem Verbrauchsverhalten vermutlich nicht vollständig gedeckt werden, so das INES-Gutachten.
Tanken und Heizen bald noch teurer: Regierung erhöht CO2-Preis stärker als erwartet
Zusätzliche Flüssigerdgas-Terminals, Speicherkapazitäten oder Pipelines seien erforderlich, um eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten, mahnte die Gruppe der Gasspeicherbetreiber INES am Donnerstag. Derzeit entwickelten sich die Vorräte “positiv” und die Gasspeicher seien zu fast 90 Prozent gefüllt, ein kalter Winter könnte aber dennoch die Energiesicherheit Deutschlands gefährden. INES hat deshalb eine ganze Reihe weiterer Gas-Szenarien modelliert und Gas-Infrastruktur-Optionen analysiert, die in Zukunft die Gasversorgungssicherheit im Winter auch im Fall extrem kalter Temperaturen gewährleisten sollen.
INES-Chef Sebastian Bleschke wird in der Pressemitteilung mit den Worten zitiert:
“Die Gefahr einer Gasmangellage bei kalten Temperaturen besteht weiterhin und wird uns ohne weitere infrastrukturelle Maßnahmen vermutlich noch bis zum Winter 2026/27 begleiten.”
Erst nach 2027 könnte der Gasverbrauch gemäß den Annahmen des europäischen 10-Jahres-Gasnetzentwicklungsplans (TYNDP, Ten Year Network Development Plan) so weit absinken, dass keine weiteren infrastrukturellen Maßnahmen mehr erforderlich sind.
Im zurückliegenden Winter schaffte es Deutschland dank einer Kombination aus mildem Winterwetter und geringerem Verbrauch, den sich selbst auferlegten Verzicht auf russisches Erdgas ohne größere Probleme zu bewältigen. Das Land baut aktuell LNG-Terminals an den Küsten auf, um alternative Lieferungen von Flüssiggas aufnehmen zu können. Einige dieser Terminals – etwa auf der Insel Rügen – sind allerdings auf lokalen Widerstand gestoßen.
Sollte Deutschland im kommenden Winter von sehr kalten Temperaturen heimgesucht werden, könnten die Speicher bereits Ende Januar nächsten Jahres erschöpft sein, so das Worst-Case-Szenario der INES-Analyse.
Source