Der ARD-Deutschland-Trend, eine relativ zuverlässige Vor-Wahl-Umfrage, sieht die AfD bei 20 Prozent und damit vor der SPD und Bündnis 90/Die Grünen. Zum AfD-Ergebnis sind zwischen verlegenem Schweigen und blankem Hass so ziemlich alle Reaktionen zu lesen und zu hören.
AfD, das Schmuddelkind
Die AfD war bisher eindeutig das Schmuddelkind im Medienbild. Ein Höhepunkt der Anti-AfD-Kampagne war das STERN-Titelbild mit einem Foto von Alice Weidel, das eine fette Kommentarzeile zierte, die das Wort “Hass” mit zwei “SS-Runen” schrieb (Anmerkung der Red.: es handelt sich um Frakturschrift, nicht “SS-Runen”). Das ist der Trend: Die AfD wird als eine Art Nazi-Partei verkauft, und wer die wählt, ist kein Demokrat.
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Sitzen also jetzt 20 Prozent Nazis im Parlament? Sind die tapferen deutschen Demokraten jetzt alle im antifaschistischen Widerstand? Da die Medien die Wahlumfragen beeinflussen – wie sie auch das Wählerverhalten beeinflussen – darf dieses Ergebnis eigentlich nicht sein. Offenkundig bilden die deutschen Medien zunehmend weniger jene gesellschaftliche Wirklichkeit ab, die von den Wählern empfunden wird.
Kampagnen-Journalismus
Tatsächlich erschöpfen sich die Mehrheitsmedien in den letzten Jahren zunehmend in einer üblen Sorte des Kampagnen-Journalismus, der um zwei Kerne kreiste: Wer Zweifel an der staatlichen Corona-Politik äußerte, der war ein “Leugner” und rechts. Wen das Wort “Leugner” an die Holocaust-Leugner erinnerte, der hatte den Sinn der Kampagne begriffen. Es ging nicht um das Argumentieren, sondern um das Diffamieren.