Was heute rechts und links ist, ist beliebig geworden und mehr von den Launen derer abhängig, die diese Begriffe als Keule verwenden. Politische Aussagen sind damit kaum noch in Verbindung zu bringen. Aber eindeutig ist, dass bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen jene Parteien dazu gewonnen haben, die im weitesten Sinne als rechts bezeichnet werden – rechts von der Mitte bis rechtsextrem.
Im rechten Lager sind die Stimmenzuwächse bei der Alternative für Deutschland (AfD) eindeutig. Sie legte in Bayern von 10,2 Prozent im Jahre 2018 auf derzeit 14,6 Prozent zu, in Hessen von 13,1 Prozent auf 18,4 Prozent in diesem Jahr. Ein gemischtes Bild in diesem Lager gibt die CDU/CSU ab. Während sie in Hessen von 27 Prozent im Jahr 2018 auf aktuelle 34,6 Prozent stieg, musste sie in Bayern sogar einen leichten Verlust von 37,2 Prozent auf 37,0 Prozent hinnehmen. Dagegen stiegen aber die Freien Wähler in Bayern um 4,2 Prozentpunkte von 11,6 Prozent auf 15,8 Prozent.
Man kann also sagen, dass das rechte Lager insgesamt gegenüber dem als links bezeichneten aus Grünen, SPD und der Partei Die Linke starke Zuwächse von um die zehn Prozent zu verzeichnen hatte. Außergewöhnlich ist, dass CDU-Mann Rhein als Amtsinhaber in Hessen einen sehr großen Stimmenzuwachs erfuhr, während sein Kollege in Bayern, der CSU-Mann Söder, gegen den Trend sogar einen leichten Abschlag hinnehmen musste. Die Theorie vom Amtsinhaber-Bonus scheint sich also in Bayern nicht bewahrheitet zu haben. Dort kam der Zuwachs gerade nicht dem Amtsinhaber zugute, sondern seinem Stellvertreter Hubert Aiwanger von den Freien Wählern.
Die Statistik der Wählerwanderung zeigt, dass die AfD in Hessen und in Bayern Netto-Zuwächse vonseiten aller Parteien verzeichnen konnte. In Bayern aber war die Abwanderung von der CSU zur AfD mit 80.000 Stimmen mehr als viermal so hoch wie in Hessen mit 17.000. Da sich der Rechtstrend in Hessen in einem starken Stimmenzuwachs für die CDU und AfD bemerkbar machte, stellt sich die Frage, weshalb in Bayern neben der AfD nicht die CSU, sondern die Freien Wähler von diesem Trend profitierten.