Levante ist ein alter Name für das östliche Mittelmeer – dort, wo die Sonne sich erhebt. Als Levantiner bezeichnete man das Völkergemisch von Arabern, Italienern, Türken, Juden, Armeniern, Griechen und vielen anderen, die hier Handel trieben und trotz aller Differenzen zusammenlebten. Der Erste Weltkrieg, Vertreibungen und neue Grenzen führten zum Untergang einer kleinen Zivilisation, die sich für einige Jahrhunderte von Saloniki bis Alexandria hinzog. Sie hinterließ keine großen Bauspuren, aber sie war ein lebendiges Miteinander von Händlern und Künstlern, die allesamt von der Bühne verschwunden sind.
Als “Levant Basin” werden die Erdgasfelder bezeichnet, die nun seit Jahren vornehmlich unter israelisch-zypriotischer Führung bearbeitet werden. Innerhalb dieses Bassins bestehen verschiedene Blöcke, wie zum Beispiel das Leviathan Feld, das zunächst die texanische Firma Noble im Auftrag der israelischen Regierung bearbeitete. Es fand sich keine der sogenannten großen IOCs (International Oil Companies), wie BP oder Royal Dutch/Shell, die Sorge hatten, ihre Bohrlizenzen in arabischen Staaten zu verlieren, falls sie mit Israel zusammenarbeiteten. Indes wurden einige Tabus gebrochen, wie die israelischen Handelsabkommen mit arabischen Staaten seit dem Jahr 2020 zeigen.
Riskant, aber interessant
Noble entschied sich für das sowohl geopolitisch als auch kommerziell riskante Geschäft. Ging es zunächst um seerechtliche Fragen, so stellte sich auch die Frage der hohen Kosten der Offshore-Terminals für verflüssigtes Erdgas. An sich beantwortet das UNO-Seerechtsübereinkommen, das nach Jahrzehnten der Verhandlungen und Ratifizierungsprozesse im Jahr 1994 in Kraft trat, die schwierigen technischen und rechtlichen Fragen zur Bewirtschaftung der ausschließlichen Wirtschaftszone und der Ausdehnung des Festlandssockels. Israel hatte seit seiner Gründung 1948 den bilateralen Abkommen stets den Vorrang gegeben. So vereinbarten Israel und Zypern Demarkationslinien der von ihnen beanspruchten Erdgasfelder. Rasch meldeten die arabischen Nachbarn Israels, aber vor allem die Türkei im Gegenzug ihre territorialen Ansprüche an.