Die Prioritäten des Westens im Sudan: Eindämmung des russischen und chinesischen Einflusses
22.04.2023
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Quelle: AFP Rauchschwaden über Wohnhäusern im Osten Khartums am 22. April 2023, während der anhaltenden Kämpfe zwischen den Truppen zweier rivalisierender Generäle.
Aufgrund der andauernden Kämpfe zwischen der regulären Armee und paramilitärischen Einheiten gibt es Probleme mit der Evakuierung der EU-Bürger. Die Bundeswehr sucht momentan nach Zeitfenstern für die Evakuierung. Wie schätzen Sie die Chancen solch einer Operation ein angesichts der Tatsache, dass sich die Situation mit jedem Tag verschlechtert?
Patrick Heinisch: Die Evakuierungsbemühungen gestalten sich extrem schwierig, da die Kämpfe in der Hauptstadt Khartum anhalten und Feuerpausen nicht eingehalten werden. Diese Woche sind bereits zwei Waffenstillstände gebrochen worden und der gestern verkündete dreitägige Waffenstillstand wurde ebenfalls nicht eingehalten. Da der Flughafen in Khartum einer der Schwerpunkte der Kämpfe ist, muss dort zwingend eine zuverlässige Feuerpause umgesetzt werden, damit Flüge möglich wären. Dies scheint im Moment extrem schwierig und das trotz massiven internationalen Drucks. Sowohl Armee-Chef Burhan als auch RSF-Kommandeur Hamedti stehen mit ausländischen Regierungen in Kontakt. Eine Alternative wäre, andere Flughäfen im Land zu nutzen. Die Regierung will den Flughafen Port Sudan für internationale Flüge nutzen, solange der in Khartum nicht genutzt werden kann. Port Sudan ist relativ sicher und dort finden zurzeit keine Kämpfe statt. Hier ist aber das Problem, dass nur wenige Europäer dort wohnen. Die meisten befinden sich in Khartum. Es müssten also zunächst die Ausländer in Khartum nach Port Sudan gebracht werden. Wegen der heftigen Kämpfe können sie aber z. T. nicht einmal ihre Häuser verlassen. D. h. einer der Schwerpunkte der internationalen Evakuierungsbemühungen wird weiter darauf liegen, die Parteien dazu zu bewegen, sichere Fluchtkorridore einzurichten.