“Heute erleben wir die ersten Jahre einer neuen Ära. Die Großmächte sind viel mehr voneinander abhängig, als zu jedem Zeitpunkt des Kalten Krieges. Doch wir stehen auch in harter Konkurrenz um die Art der Welt, die wir bauen wollen”, hat der Sicherheitsberater des US-Präsidenten, Jake Sullivan, während des Weltwirtschaftsforums in Davos behauptet.
In diesem Geständnis ist die Verbitterung des US-Establishments durch die Anerkennung der Realität zu spüren. Natürlich versuchte Sullivan, wie es sich für einen Politiker seines Kalibers gehört, allen den Eindruck zu vermitteln, dass Washington die Geschehnisse unter Kontrolle habe. Sein eigentlicher Auftritt war für einen dermaßen geringen Inhalt unverzeihlich lang und ähnelte eher einer öffentlichen Autosuggestion. Natürlich musste dabei viel gelogen werden.
Gelogen werden musste über den Konflikt in der Ukraine, über die Lage im Nahen Osten und sogar über die Beziehungen zwischen Washington und seinen Verbündeten.
Insbesondere behauptete Sullivan, dass die USA in die Quellen der nationalen Stärke des eigenen Landes und dessen Partner investieren. Eine steile These, wenn man berücksichtigt, dass Washington mit der Überzeugungskraft eines Gefängniswächters seine Satelliten zwingt, die Ukraine zu unterstützen und sie in immer neue Abenteuer in anderen Teilen des Erdballs hineinzieht. Doch die Ironie des Schicksals fand für diese Äußerung einen noch eindrücklicheren Hintergrund. Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck sagte bei seinem Auftritt vor dem Bundestag, dass Deutschland wegen des Verzichts auf das russische Gas leide.