Wegen Ukraine-Krieg: USA verschieben Waffenlieferungen an Taiwan
Gemäß dieser Rechnung glaubt Washington, dass es koordinierte Bemühungen geben würde, westliche Waffen auf ähnliche Weise nach Taiwan zu schaufeln, wie man es derzeit in die Ukraine tut. Dies führt in den Vereinigten Staaten zur Wahrnehmung, dass eine weitere Verschärfung der Spannungen in dieser Region tatsächlich den eigenen strategischen Interessen dient und es möglich sei, international eine solide Front gegen China zu schmieden.
Dies, zusammen mit dem weiter oben genannten Faktor, deutet darauf hin, dass Washington gegenüber einem Konflikt um Taiwan weniger zögerlich gegenübersteht als bisher. Natürlich birgt dies enorme Risiken, insbesondere angesichts der Tatsache, dass ein gewisses Maß an Unklarheit darüber besteht, ob die USA militärisch direkt in den Konflikt eingreifen würden. Dennoch hat die Krise rund um die Ukraine letztendlich einen enormen Hochmut zugunsten der USA erzeugt. Daher beabsichtigen sie, die Messlatte weiter nach unten zu verschieben, in der Annahme, dass dies keine Konsequenzen haben wird.
Dies bedeutet keinesfalls, dass China so dumm sein und jetzt schon zubeißen wird. Für Peking spielt die Zeit vorerst noch zu seinen Gunsten, und man ist dort daher noch relativ entspannt. China verfügt immer noch über wachsende Ressourcen und hat den Spielraum, seine strategischen und militärischen Fähigkeiten zu optimieren, wozu auch der weitere Ausbau der Marine gehört, die in Bezug auf die Anzahl Schiffe aktuell als die weltweit größte Marine gilt.
Die Kehrseite des Ukraine-Konflikts ist, dass er zwar auf militärischer Ebene eine unmittelbar abschreckende Wirkung haben mag, China aber gleichzeitig erlaubt, die Handlungen der USA und ihrer Verbündeten im Fall der Ukraine zu evaluieren und zu bewerten, sich ehrlich den eigenen Schwächen zu stellen und neue Strategien im Hinblick auf die Vermeidung von geostrategischen Fallen der USA zu entwickeln.
Trotz des Lärms, der in der Taiwan-Frage aus den Medien dringt, bleibt abschließend festzuhalten, dass China außenpolitisch letztlich ein Staat ist, der zwar sehr risikoavers agiert, der aber mehr militärische Stärke und “Zähne zeigen” kann, wenn er Hand anlegen möchte. Die Chancen stehen jedoch gut, dass Xi Jinping erst dann den Abzug betätigt, wenn er sich absolut sicher ist, dass die Zeit dafür gekommen ist. Aber vorerst bleibt für ihn Chinas Wirtschaft oberste Priorität.
Übersetzt aus dem Englischen.
Timur Fomenko ist ein politischer Analyst.
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