Joe Biden: USA würden Taiwan im Ernstfall militärisch unterstützen
Bereits ab Ende 2022 sollen “kommerzielle Mondnutzlastdienste” erfolgen und die Südpolregion erkunden. Ob es sich dabei tatsächlich nur um “kommerzielle” und nicht auch um militärische Dienste handelt, ist dagegen fraglich. Dennoch dürfte dies eine de facto Annexion des Himmelskörpers darstellen.
Kritiker jedenfalls sehen im Artemis-Abkommen einen Verstoß gegen den Weltraumvertrag (Bezahlschranke). Weltraumrechtler Frans von der Dunk von der University of Nebraska stellt klar:
“Staaten dürfen Flaggen im Mondstaub aufstellen, aber sie dürfen keine Gebiete annektieren, und sie können diese auch nicht für künftige Siedlungen reservieren.”
Der Spiegel zitiert den Völkerrechtler Stephan Hobe, den Leiter des Instituts für Luftrecht, Weltraumrecht und Cyberrecht an der Universität Köln:
“Wir sind wieder an einen Punkt gekommen, wo die Größeren den Kleineren diktieren, was sie gerne hätten: Das Recht muss aber auf der Seite der Schwächeren sein.”
Hobe kritisierte, zitiert von Spektrum.de , zudem, wie die Verträge zustande gekommen sind: Weder in einem internationalen Gremium, noch durch eine breite Diskussion, sondern “diktiert” von den USA:
“Den Amerikanern geht es stets darum, die Regeln des Spiels vorzugeben. Erst dann dürfen möglichst viele andere Staaten kooperieren. Und es geht ihnen darum, schnell vollendete Tatsachen zu schaffen.”
Zudem seien Sicherheitszonen “genau bestimmte Gebiete, und die Aneignung solcher Gebiete ist durch den Weltraumvertrag verboten”. Aber je mehr Staaten einen Vertrag unterschreiben, desto schwerer ließe sich das Rad zurückdrehen, so Hobe:
“Umso wichtiger wäre es, dass Deutschland ein Ausrufezeichen setzt und sagt: Wir stimmen diesen Dingen nicht zu. Und wir sind der Auffassung, dass alle, die dabei mitmachen, an der Aushöhlung des Weltraumrechts arbeiten.”
Doch Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums wollten sich auf Nachfrage von Spektrum.de zu den Artemis Accords nicht äußern. Aus dem Ministerium hieß es lediglich, man stehe mit den Amerikanern “in engem Austausch”, rechtliche Fragen würden “zu gegebener Zeit eine Rolle spielen”. Und:
“Grundsätzlich ist die Bundesregierung an einer Weiterentwicklung des geltenden völkerrechtlichen Rechtsrahmens auf multilateraler Ebene interessiert.”
So gehorsam antwortet eben ein US-Vasall.
Der Chef der russischen Weltraumbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, hingegen sprach Klartext: Das Artemis-Programm sei “zu US-zentriert”, daher werde sich sein Land nicht groß an den amerikanischen Mondplänen beteiligen. Im Juli 2022 beklagte sich Rogosin in der Komsomolskaja Prawda :
“Es geht nur um Amerika, alle anderen sollen helfen und zahlen. Ganz ehrlich, an so etwas sind wir nicht interessiert .”
Die Russen und Chinesen wehren sich gegen den US-Imperialismus im All
Aber nicht nur die USA haben großes Interesse, den Mond militärisch und auch kommerziell zu nutzen, sondern auch die Chinesen. Deren Forscher arbeiten ebenso an Verfahren, wie ihre amerikanischen Kollegen, aus Mondgestein Rohstoffe zu gewinnen, vor allem Sauerstoff und Wasser. Damit sollen künftige Mondbasen versorgt werden.
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Russland plant ebenfalls, mit einem eigenen Raumschiff zum Mond fliegen, um dort – gemeinsam mit den Chinesen – eine Basis zu errichten. Laut Spektrum.de sieht Peking das Artemis-Abkommen ebenso kritisch, wie ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums unmissverständlich klarstellte:
“Verhaltensregeln fürs All sollten von UNO-Gremien festgelegt werden, nicht von einem einzelnen Land.”
Konflikte zwischen den Staaten um die begrenzten Ressourcen des Himmelskörpers sind also vorprogrammiert. Vor allem die USA sind eifrig dabei, den Mond für ihre Zwecke zu nutzen. Der militärische und kommerzielle Wettlauf zum Mond ist also schon in vollem Gange.
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