Medienbericht: Gewaltakte des ukrainischen Geheimdienstes und Militärs gegen die Zivilbevölkerung
Ich schrieb: “Als die weißrussischen Behörden im Mai 2021 Roman Protassewitsch, einen Blogger, der in einem Kampfeinsatz im neonazistischen Bataillon Asow gedient hat, bevor er für die weißrussische Ausgabe von Radio Free Europe in Prag zu arbeiten begann, in Minsk aus einem Passagierflugzeug herausgeholt hatten, weil er der Anstiftung zum politischen Umsturz in Weißrussland angeklagt war, flippte die ganze Welt aus und beschuldigte den weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko, die Meinungsfreiheit mit Füßen zu treten. Protassewitsch ist am Leben und wohlauf, er lebt unter Hausarrest, während er auf seinen Gerichtsprozess wartet.”
Und weiter: “Während jedoch Berichte aufgetaucht sind, nach denen Gonzalo Lira, ein in Kalifornien geborener Social-Media-‘Influencer’, der im ukrainischen Charkow lebt und Online-Inhalte veröffentlicht hat, in denen er die ukrainische Regierung kritisierte, von KRAKEN – einer Einheit des Bataillon Asow, das wiederum dem ukrainischen Sicherheitsdienst angegliedert ist –entführt, gefoltert und gar ermordet worden sein soll, hüllt sich der Westen in Schweigen. Meinungsfreiheit ist keine Einbahnstraße. Zum Mord an Gonzalo Lira zu schweigen, bedeutet, sich an seinem möglichen Tod und am Tod aller Journalisten mitschuldig zu machen, die sich der Wahrheit verpflichtet haben, auch wenn diese Wahrheit dem Narrativ im Mainstream zuwiderläuft. Kritisches Denken sollte kein Todesurteil sein. Unglücklicherweise für Gonzalo Lira könnte dies bei ihm jedoch genau der Fall gewesen sein.”
Weil das Internet nun mal das Internet ist, wurde mein Beitrag auf Facebook umgehend als meine “Bestätigung” zitiert, dass Gonzalo Lira tatsächlich vom SBU entführt und ermordet worden war. Ich setzte in der Folge einen weiteren Post auf Facebook ab, um meinem Kommentar eine Klarstellung folgen zu lassen.
“Ein Punkt zur Klarstellung”, schrieb ich, “ich habe keine Beweise dafür, dass Gonzalo getötet worden ist. Ich hatte deutlich gemacht, dass ich mich auf Indizien über seinen Tod bezog. Aber Gonzalo selbst sagte, dass jedes Verschwinden von ihm, das länger als 12 Stunden dauert, so zu betrachten sei, dass ihm etwas Schlimmes zugestoßen ist. Es sind nun fünf Tage her seit seinem Verschwinden. Wäre Gonzalo ein Reporter der New York Times gewesen, der in einem von Russland kontrollierten Gebiet verschwindet, würde dies massive Schlagzeilen produzieren – insbesondere, wenn eine Gruppe ‘Freiwilliger’ aus Tschetschenien im Verdacht stünde, für sein Verschwinden verantwortlich zu sein. Aber bei Gonzalo – Schweigen. Das war der Zweck meines vorangehenden Posts: Auf sein Verschwinden aufmerksam zu machen.”
Es gibt einen zunehmenden Aufschrei in den unabhängigen Medien über das Verschwinden von Gonzalo Lira. Die chilenische Regierung – Lira war Doppelbürger der USA und Chiles – hat erklärt, dass sie mit den “relevanten Stellen” in der Ukraine wegen des Verschwindens von Gonzalo Kontakt aufgenommen habe.
Aber in den Mainstream-Medien herrscht ein schockierendes Schweigen. Man muss sich nur an den berechtigten Aufschrei im Jahr 2018 über das Verschwinden und die Ermordung von Jamal Khashoggi erinnern – einem regierungskritischen saudischen Journalisten, der für die Washington Post arbeitete –, um die Doppelmoral zu erkennen. Wie Mark Crispen Miller, ein in New York ansässiger Akademiker und Medienkritiker, auf seinem Substack-Account schrieb: “Diejenigen von uns, die noch demokratische Prinzipien haben, einschließlich der Überzeugung, dass Journalisten – und damit sind nicht nur die ‘anerkannten’ Mitglieder der Presse gemeint, sondern alle, die Nachrichten suchen und darüber berichten – nicht verhaftet und getötet werden sollten für das, worüber sie berichten. Das Verschwinden von Gonzalo Lira ist ein schlechtes Zeichen für uns alle.”
Meinung
Ukrainer singen vor dem Reichstagsgebäude über die ‘Endlösung der Russenfrage’
Dass die US-Regierung Präsident Selenskij nicht aufgefordert hat, eine sofortige Untersuchung über das Schicksal von Gonzalo Lira einzuleiten, ist eine Farce. Dass der Bürgermeister von Charkow, Igor Terechow, dessen Zustimmung für jede Operation des SBU gegen Herrn Lira erforderlich wäre, nicht namentlich vom Kollektiv westlicher Journalisten angeprangert und für die Handlungen von Sergei Welitschko und der KRAKEN-Einheit zur Rede gestellt wurde, ist Heuchelei in ihrer höchsten Form – insbesondere angesichts des Beharrens derselben Protagonisten auf Untersuchungen zu Vorwürfen der Unterdrückung der journalistischen Meinungsfreiheit in Russland.
Wir können diejenigen, die Gonzalo Lira mutmaßlich im Treppenhaus seiner Wohnung in Charkow entführt haben, nicht in einen Hinterhalt locken. Aber wir können Selenskij für die Verbrechen anprangern, die sein Apparat jeden Tag begeht, um eine perverse Vision des ukrainischen Nationalismus zu verteidigen, bei der die abscheuliche Ideologie Nazideutschlands zum Mainstream gemacht und dieser hasserfüllten Logik eine Stimme verliehen wird, sowie seine Lakaien ermächtigt, die Stimmen derer zum Schweigen zu bringen, die es wie Gonzalo Lira wagen, den Mächtigen die Wahrheit ins Gesicht zu sagen.
Wir dürfen nicht schweigen angesichts der anhaltenden kollektiven Bemühungen, Dissens zum Schweigen zu bringen. Wir müssen zum “Hinterhalt im Treppenhaus” werden. Andernfalls werden die freie Meinungsäußerung und die in diesem Konzept manifestierten Ideen sterben und niemand wird mehr da sein, der die moralische Autorität hat, diesen Verlust zu betrauern. Dann werden wir alles verdienen, was uns danach widerfährt.
Übersetzt aus dem Englischen.
Scott Ritter ist ein ehemaliger Geheimdienstoffizier des US Marine Corps. Er diente in der Sowjetunion als Inspektor bei der Umsetzung des INF-Vertrags, im Stab von General Schwarzkopf während des Golfkriegs und von 1991 bis 1998 als UN-Waffeninspektor. Man kann ihm auf Telegram folgen.
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