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Wenn man diese Botschaften aus der Industrie übersetzen wollte, lauteten sie: Wir wissen, dass die USA verloren haben, wir wissen, dass nicht nur unsere Gewinnspannen, sondern unsere schiere ökonomische Existenz auf dem Spiel stehen, wenn wir diese Bindung weiter fortsetzen, weil sich die globalen Kräfteverhältnisse zu schnell ändern, wir wollen, wir müssen da raus.
Sicher, kann sein, dass das nicht ganz so klar ist, auch meine Deutung ist nur eine der möglichen, aber es macht Sinn, diesem Gedanken zumindest einmal bis zum Ende zu folgen. Denn ab diesem Punkt wird die Sache wirklich schwierig.
Das erste Problem, und das ist schon ziemlich groß, ist, dass es, egal wie man die deutsche Parteienlandschaft würfelt, keine politische Kraft gibt, die im Stande wäre, diese Kehrtwende durchzuführen. Das ist ein absurdes Ergebnis, weil es dem normalen Wirkmechanismus völlig widerspricht. Aber da stolpern diese Konzerne über ein Hindernis, das sie selbst mit geschaffen haben.
Im Grunde ist die gesamte politische und ökonomische Lage seit 2008 völlig absurd, denn, was damals zu Tage trat, war eine Funktionsunfähigkeit; kein Schnupfen, sondern eher eine beidseitige Lungenentzündung, und seitdem werden weite Teile der Ökonomie nur künstlich am Leben erhalten. Das ist nun aber schon einige Tage her, was bedeutet, dass sich in vielen Bereichen des gesamten Steuerungsapparats Leute befinden, die die Regeln des normalen Funktionierens gar nicht mehr kennen. Das ist einer der Gründe, warum die Kalkulationen über die Folgen der Sanktionen gegen Russland so weit daneben lagen. Gleichzeitig brauchte es schon zur Durchsetzung von Hartz IV eine tiefe Ideologisierung, und bei der Durchsetzung der für die Stabilisierung des Kolonialsystems zentralen Klimanummer erst recht.
Obendrauf kommt dann noch die Tatsache, dass die ganze Gesellschaft bereits seit vielen Jahrzehnten durch unzählige Bullshit Jobs stabilisiert wurde, eigentlich unnötige Tätigkeiten, die aber in der Regel besser bezahlt werden als die wirklich produktiven (das Buch von David Graeber ist eine unbedingte Leseempfehlung). Eine Variante dessen ist, dass in der Sozialpolitik Armutsbekämpfung nie darin besteht, die Armen weniger arm zu machen, sondern immer in der Schaffung neuer Stellen für Sozialarbeiter, die immerhin noch etwas besser bezahlt werden als die Armen, mit denen sie sich beschäftigen, wenn auch nicht viel. Graeber führt in seinem Buch sogar ein Beispiel aus der Bundeswehr an, in dem eine externe Firma beauftragt werden muss, um zwei Computer ein paar Räume weiter zu tragen…
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Hartz IV war ein absoluter Bruch mit dem gesamten Selbstbild der Bundesrepublik davor. Wobei ein weiterer Faktor, der dazu führte, die Zerstörung der Industrie auf dem Annektionsgebiet und die daraus resultierende hohe Arbeitslosigkeit war, und die Notwendigkeit, die politische Spaltung zwischen Ost und West möglichst tief zu verankern. Das war immer noch eine Folge der 1990 aufgezwungenen Westbindung. Um diesen tiefen Eingriff durchzusetzen, musste eine rigide Kontrolle über die Medien etabliert werden, die auf der einen Seite die Geschichten lieferten, die der Verarmung größerer Bevölkerungsteile eine gewisse Rechtfertigung verleihen sollten, und auf der anderen Seite den Widerstand dagegen möglichst unsichtbar machen. Eine Entwicklung, die sich seither nur weiter verschärft hat, weil sie dann mit anderen, in eine ähnliche Richtung gehenden Manövern aus der transatlantischen Ecke verschmolz und durch die Absturzpanik einer Zwischenschicht, die sich zu guten Teilen aus Bullshit-Jobbern zusammensetzt, noch einmal massiv verschärft wurde.
Die Wende hin zu massiver transatlantischer Propaganda war eine weitere Notwendigkeit, die sich daraus ergab, dass es eben keine Wiedervereinigung war, sondern eine Annektion. Andernfalls wäre das Propagandaniveau in den deutschen Medien eher gesunken, weil die ursprüngliche Konfrontation verschwunden war. In dieser Phase kann man jedenfalls sagen, dass die Antwerpener Akteure klare Vertreter dieser Westbindung waren – und ganz nebenbei bei der Plünderung des DDR-Volksvermögens einen ordentlichen Schnitt machten. Auch die Propagandisierung der Medien war in ihrem Sinne, und dass mit den Antideutschen und den ganzen US-finanzierten NGOs gewissermaßen in Gestalt der CIA das Kind ihrer eigenen geopolitischen Intrigen der 1930er und 1940er die deutsche Linke ausschaltete, war ihnen mit Sicherheit ebenfalls willkommen.
Nur, dass es ihnen jetzt auf die Füße fällt. Der Auslöser für den Wunsch nach einer Kehrtwende ist wirtschaftlich, nicht politisch. Die Entwicklungen der vorangehenden Jahrzehnte haben aber dazu geführt, dass der normale Mechanismus zur Durchsetzung der Interessen in diesem Falle nicht mehr funktioniert, weil es zum einen zu viele Ideologen sind, die die deutschen Parteien beherrschen, und zum anderen zu viele zu tief in den transatlantischen Beziehungen stecken, oder zur Gänze nur noch von außen gesteuerte Marionetten sind (das Puppenhafte zieht sich teils bis in die Physiognomie). Die gesamte politische Landschaft erinnert an eine Titanic, die vom Eisberg weiß, auf den sie zusteuert, aber gar nicht mehr die Fähigkeit besitzt, das Steuer zu drehen. Nicht einmal eine Koalition aus AfD und BSW würde genügen. Und der vertraute, langsame, geschickte Aufbau, der normalerweise derartigen Manövern vorausgeht, scheitert schon an der Mentalität der Medienproduzenten.
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Auf eine durchaus tragische Weise ist das wie in der Geschichte vom Zauberlehrling, nur dass weit und breit kein Meister zu finden ist. Nun, kein Problem, könnte man denken, dann macht man eben eine neue Partei auf, oder eine Bewegung, oder sorgt für strategische Bündnisse.
Aber auch das ist auf eine sehr grundlegende Weise nicht mehr möglich. Auf der Linken konnte man das Phänomen schon länger beobachten, dass jeder Versuch einer realen Neuformierung sofort angegriffen und unterwandert wird. Wenn man die Entwicklung rund um die Werteunion betrachtet, gewinnt man den Eindruck, dass das inzwischen auf der Rechten nicht anders aussieht. Das, was da herangezogen wurde, in dem Geflecht aus Verfassungsschutz und Nebengeheimdiensten, läuft längst auf Automatik und zerstört alles, was in irgendeiner Weise von der offiziellen Linie abweicht. Da würde nicht einmal das Geld von Bayer und BASF noch etwas helfen.
Noch einmal, es ist mitnichten so, als wären die besagten Konzerne an dieser Entwicklung unschuldig, ganz im Gegenteil. Und doch befinden sie sich jetzt an einem Wendepunkt, an dem ihnen die Folgen dieser Entwicklung sämtliche strategischen Optionen verbaut haben. Die politischen Idioten, die Berlin kontrollieren, sind die Ratten, die freiwillig auf das sinkende Schiff springen. Diese Konzerne sind die Schiffseigner, die zuvor dazu aufgerufen hatten, die Rettungsboote zu verheizen, und nun nicht mehr herunterkommen. Das Schlimme ist nur, diese Lage betrifft das ganze Land, das Schiff, das gerade sinkt, heißt Deutschland, und niemand weiß, mit welchem Manöver diesem Sinken Einhalt geboten werden könne.
In den letzten Tagen konnte man geradezu körperlich wahrnehmen, auf welchem Niveau von Panik sich die Berliner Blase inzwischen bewegt. Die Reaktion von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf die Fragen von Florian Warweg in der Bundespressekonferenz war ein deutliches Beispiel. Das dünnhäutig zu nennen wäre eine schamlose Untertreibung; seine Antwort bewegte sich schon an der Grenze zur klinischen Paranoia. Nachdem lange Zeit alle Warnungen vor wirtschaftlicher Zerstörung als russische Propaganda abklassifiziert wurden, musste inzwischen eingestanden werden, dass sie zutrafen; aber die Fähigkeit, daraus die nötigen Konsequenzen zu ziehen, ist nicht vorhanden. Bundeskanzler Olaf Scholz war in der berühmten Szene in Washington, die der Sprengung von Nord Stream vorausging, ja nicht einmal im Stande, ein leises “Aber” von sich zu geben. Wenn es eines gibt, zu dem dieses Personal absolut unfähig ist, dann ist das ein Bruch mit den Vereinigten Staaten.
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Wie also sollte nun ein Vorstandsvorsitzender von BASF eine Lösung für sein politisches Problem finden? Die zerstörerische Wirkung des Agentengeflechts endet erst dann, wenn die Finanzierung ausbleibt; in diesem Moment ist die deutsche Ökonomie aber bereits so weit abgestürzt, dass auch ein Vorstandsvorsitzender von BASF bedeutungslos ist, da ginge es dann um die Organisation des schlichten Überlebens. Davor scheitert jede konventionelle politische Strategie an diesem politisch-medialen Gemisch und seinen Nebengeheimdiensten.
Das einzige Mittel, das dann überhaupt noch existiert, wäre ein Militärputsch (ich kann das schallende Gelächter schon hören) – mit dieser Bundeswehr? Klar, es gibt eine ganze Reihe Ehemaliger, die durchaus eine derartige Kehrtwende tragen könnten, wären sie heute noch im Dienst; aber alles oberhalb von Oberst ist derartig transatlantisch eingenordet, dass nicht einmal diese Option noch besteht, von den militärischen Fähigkeiten dieser Truppe ganz zu schweigen.
Nein, diese Sackgasse ist rundherum dicht. Da ist kein Raum übrig, um zu manövrieren, keine Option, keine politische Kraft. Nicht einmal mehr für die Unterzeichner der Antwerpener Erklärung, die eigentlich die Herrschenden in diesem System sind. Da ist einfach nur noch Schluss.
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