Seit Beginn des westlichen Sanktionskriegs gegen Russland befinden sich die russischen Fluggesellschaften in einem Dilemma, da ihre Flotte überwiegend aus geleasten Boeing- und Airbus-Flugzeugen aus dem Ausland besteht. Die vom Westen verhängten Sanktionen haben den Einsatz dieser Flugzeuge auf den meisten internationalen Strecken unmöglich gemacht, die Zahl der eigenen Maschinen aus russischer Herstellung ist nach wie vor gering. Daher wurde in den letzten Monaten nach einer Lösung für dieses Problem gesucht.
Wie Sergei Aleksandrowski, CEO von Aeroflot, nun am Rande des diesjährigen Internationalen Wirtschaftsforums in Sankt Petersburg (SPIEF 2023) gegenüber Reportern der Nachrichtenagentur TASS erklärte, verhandele die Fluggesellschaft mit ausländischen Leasinggebern über einen Versicherungsvergleich zum Kauf von 47 Flugzeugen aus dem operativen Leasing. Der Leiter von Aeroflot sagte:
“Das Verfahren hat sich als etwas komplizierter und langwieriger erwiesen, als wir gehofft hatten. Gleichzeitig arbeiten wir sehr aktiv an der Beilegung des Versicherungsstreits mit den Leasinggebern, etwa 47 Flugzeuge sind in Arbeit. Der Prozess ist ziemlich intensiv, mehr möchte ich dazu nicht sagen, denn die Leasinggeber reagieren sehr empfindlich darauf. Letztendlich werden diese Flugzeuge in das Eigentum einer eigens gegründeten Leasinggesellschaft übergehen, an die wir dann die Leasingzahlungen leisten werden.“
Der Chef der Airline erklärte auch, dass es notwendig war, eine neue Leasinggesellschaft zu gründen, weil “die Finanzierung der Flugzeugrückkäufe aus dem staatlichen russischen Reservefonds erfolgt”.
Die Zeitung Kommersant berichtet über den Aeroflot-Versicherungsdeal:
“Aeroflot hat bereits berichtet, dass sie alle 18 ausländischen Flugzeuge, die auf Finanzierungsleasing waren, zurückgekauft hat: Zehn Boeing 777 und acht Airbus A330. Diese Art von Geschäften war gemäß den EU-Sanktionen zulässig, weil beim Finanzierungsleasing das Flugzeug bei Vertragsende immer in das Eigentum der Fluggesellschaft übergeht. Das operative Leasing ist dagegen viel gängiger: Hier zahlt die Fluggesellschaft nur einen Teil der Kosten des Flugzeugs für die Dauer des Betriebs, danach wird es an den Leasinggeber zurückgegeben. Die Quellen von Kommersant sagten, dass Aeroflot erwartete, die Flugzeuge bereits im Winter im operativen Leasing zu kaufen. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Unternehmen demnach mehr als 120 Flugzeuge im operativen Leasing mit ausländischen Leasinggebern.”
Sollte sich das Projekt, Flugzeuge über eine neue Leasinggesellschaft zu kaufen, als erfolgreich erweisen, dürften andere russische Fluggesellschaften, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, dem Beispiel von Aeroflot folgen.