Es sind Bilder des Grauens, die aus der türkisch-syrischen Grenzregion seit gestern um die Welt gehen. Wie Kartenhäuser stürzten mehrstöckige Häuser vor den Handykameras der entsetzten Zeugen von Grund auf ein und hinterließen wenig mehr als Staub und Trümmern. Aber nicht alle Häuser waren vom Erdbeben gleichermaßen betroffen. Manche Gebäude wurden nur leicht beschädigt, andere hielten dem Erdbeben stand.
In der türkischen Tageszeitung Cumhuriyet erklärte der Autor Reşit Emre Kongar dennoch, dass nicht das Erdbeben die Tausenden Todesopfer gefordert habe, sondern Gier, Bestechung und Unwissenheit. Die Türkei und ihre Bürger seien unterentwickelt, Politiker und Behörden achteten nicht auf erdbebensichere Bauweise, Baufirmen verwendeten für die Häuser billiges Material.
Einen ähnlichen Ton schlägt Geologe Mario Tozzi an, der in der italienischen Tageszeitung La Stampa schrieb:
“Das Symbolbild dieses Erdbebens ist das von zehnstöckigen Gebäuden, die zu einem Haufen Schutt zusammengefallen sind – wie ist das möglich?”
Auch Tozzi meinte, dass nicht Erdbeben tödlich seien, sondern schlecht gebaute Häuser, und in dieser Hinsicht seien die Türkei und auch Syrien Italien sehr ähnlich.
In den wenigsten Fällen lassen sich Erdbeben vorhersagen, zumindest nicht auf den Tag oder die Stunde genau. Was sich heute genau bestimmen lässt, sind durch Erdbeben besonders gefährdete Gebiete. Je länger ein Erdbeben in einem solchen Gebiet zurückliegt, desto eher sollte man mit einem rechnen.