Kriegsverbrechen und Lügen – Kiews Angriff auf Jelenowka
Eine Frau, die im Augenblick des Einschlags vor dem Gebäude vorbeiging, wurde auf der Stelle getötet, ebenso vier weitere Menschen, darunter ein Soldat und eine Großmutter mit ihrer sechsjährigen Enkelin. Telegram-Kanäle aus Donezk wurden mit Videoaufnahmen geflutet, die von Passanten aufgenommen wurden, und in denen Tote, Verletzte sowie die Schäden und entsetzte Menschen zu sehen sind. Einer dieser schwer zu ertragenden Telegram-Beiträge (Warnung: verstörende Aufnahmen) zeigt einen Mann, der in einer Straße, zwei Blocks vom Hotel entfernt, den grausamen Anblick der Leichen seiner ermordeten Frau und seines Enkels ertragen muss. Die Zahl der Verletzten war zu dem Zeitpunkt, als dieser Bericht verfasst wurde, noch nicht endgültig bekannt. Nach ersten Schätzungen liegt die Zahl bei mindestens zehn, darunter ein Sanitäter und ein Arzt.
Wenn man Nachrichten liest, dann hat man den Vorteil, dass man vor verstörenden Aufnahmen gewarnt wird und hat somit die Wahl, sich die Bilder und Videos des Gemetzels, das sich am vergangenen Donnerstag in Donezk ereignet hat, sowie jene aus den vergangenen acht Jahren des ukrainischen Krieges im Donbass, nicht anzusehen. Die Menschen hier vor Ort bekommen aber keine Warnung und haben auch keine Wahl, ob sie die verstümmelten Überreste eines geliebten Menschen oder eines Fremden sehen wollen oder nicht. So unangenehm es auch ist, sich solche Aufnahmen anzusehen, sie müssen gezeigt werden, wenn die Welt die Wahrheit darüber erfahren soll, was im Donbass vor sich geht; und um den Einheimischen eine Stimme zu geben, die von ukrainischen Streitkräften getötet und terrorisiert werden, während westliche Konzernmedien lieber woanders hinschauen oder gar versuchen, diese Verbrechen zu vertuschen.
Chronologie eines Artillerieangriffs
Als der Beschuss begann, war ich in meinem Zimmer und bearbeitete Aufnahmen vom Vortag über die Folgen eines anderen Beschusses in einem Stadtbezirk von Donezk. Was man aus den meisten westlichen Medienberichten nie erfährt, ist, dass der Beschuss durch Artillerie hier so häufig ist, dass ich der ersten Explosion zunächst kaum Beachtung schenkte, außer dass sie mir lauter als gewöhnlich erschien und die Alarmanlagen der geparkten Autos in der Umgebung losgingen.
Sieben Minuten später gab es eine weitere Explosion, diesmal wesentlich lauter und wesentlich näher. Durch die Fenster war Rauch zu sehen, der in nördlicher Richtung zum Himmel stieg, ungefähr 200 Meter entfernt. Dies wäre somit direkt in der Nähe des Opernhauses, wo die Trauerfeier für eine in der vergangenen Woche gefallene Kommandeurin der Volksrepublik Donezk, Olga Katschura, gerade begonnen hatte.
Eine Minute später trieb mich ein weiterer lauter Knall aus meinem Zimmer, das sich gegenüber den Einschlägen der Artillerie befand. Glücklicherweise war der einzige Schaden am Ende ein zerborstenes Fenster. Unten in der Lobby suchten Journalisten, die sich im Hotel aufgehalten hatten, und weitere, die draußen standen, vorerst Schutz im Flur, bereit in den Keller zu fliehen, falls die Dinge eskalieren sollten. Einer meiner Kollegen berichtete mir, er habe sich gerade auf eine Berichterstattung vorbereitet und sei etwa zehn Meter von der Stelle entfernt gewesen, an der die letzte Granate einschlug. “Ich glaube, sie haben versucht, die Trauerfeier ins Visier zu nehmen. Aber auch uns Journalisten”, sagte er und berichtete weiter, dass draußen wohl eine Frau liege, der ein Bein weggerissen wurde, und die wahrscheinlich inzwischen tot sei.
Man könnte annehmen, dass das einzige beabsichtigte Ziel der Kiewer Streitkräfte die Trauerfeier für Oberst Katschura war, vielleicht mit dem Ziel, eine Botschaft an das Militär und an die Zivilisten der Volksrepublik Donezk zu senden. Neben dem Umstand, dass dies an sich schon ungeheuerlich wäre, ist es unwahrscheinlich, dass ein Hotel, in dem bekanntermaßen Journalisten untergebracht sind, nur ein “Kollateralschaden” war. Die Ukraine verfolgt, zensiert, verhaftet, foltert, nimmt Medienmitarbeiter routinemäßig ins Visier und setzt sie auf Tötungslisten.