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Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag als Ergebnis einer ersten Auswertung der vorliegenden Daten mitteilte, sind im vergangenen Jahr in Deutschland rund 13 Millionen Menschen armutsgefährdet gewesen. Dies entspreche 15,8 Prozent der Bundesbürger.
Als von Armut bedroht gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Dies galt ein Jahr zuvor für 13,2 Millionen Menschen (16,1 Prozent). Das Bundesamt sprach von einem vergleichbaren Niveau. 60 Prozent des mittleren Einkommens waren laut Bundesamt 2021 für eine alleinlebende Person 15.009 Euro netto im Jahr (monatlich 1.251 Euro), für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren 31.520 Euro netto (2.627 Euro im Monat).
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Betroffen waren eher Frauen (16,5 Prozent) als Männer (15,1 Prozent). Im Alter geht die Schere weiter auseinander: Ab 65 Jahren lebten 21 Prozent der Frauen unter dem Schwellenwert und 17,4 Prozent der Männer. Zurückzuführen sei dies auf geringere Renten wegen unterbrochener Erwerbstätigkeit beispielsweise zugunsten der Kindererziehung oder anderer Familiendienste.
Mit 16,2 Prozent waren Kinder und Jugendliche in Deutschland überdurchschnittlich armutsgefährdet. Gleiches gilt für Alleinerziehende (26,6 Prozent) und Alleinlebende (26,8 Prozent), wie das Bundesamt mitteilte. Ebenso sind kinderreiche Familien gefährdet: Das Einkommen von 23,6 Prozent der Personen in Haushalten von zwei Erwachsenen mit drei und mehr Kindern erreichte die Schwelle nicht.
Von den Menschen ohne Erwerbstätigkeit war mit 47 Prozent fast jeder zweite armutsgefährdet. Für Personen im Ruhestand lag die Quote bei 19,3 Prozent.
Angesichts der aktuellen Preissteigerungen hat der Paritätische Wohlfahrtsverband gewarnt, dass sich die Lage 2022 verschärfen werde. Unter der Überschrift “Zwischen Pandemie und Inflation” schreibt der Paritätische, dass seit der Pandemie 600.000 mehr Menschen als vor der Pandemie hierzulande derzeit zu den Armen gezählt werden.
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“Die Befunde sind erschütternd, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie schlagen inzwischen voll durch. Noch nie wurde auf der Basis des amtlichen Mikrozensus ein höherer Wert gemessen und noch nie hat sich die Armut in jüngerer Zeit so rasant ausgebreitet wie während der Pandemie”, so Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands. Laut der Studie hatten im Jahr 2020 die verschiedenen Schutzschilde und Sofortmaßnahmen der Bundesregierung und der Länder noch die schlimmsten Effekte abgefedert. Doch im zweiten Pandemiejahr seien die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie offenbar voll auf die Armutsentwicklung durchgeschlagen. Getroffen haben die Auswirkungen ungewöhnlich stark auch Erwerbstätige, wo die Arbeit insbesondere bei Selbstständigen von 9 auf 13,1 Prozent anstieg. Armutshöchststände hätten mit 17,9 Prozent auch Rentner sowie Kinder und Jugendliche mit 20,8 Prozent zu verzeichnen. Geografisch sind demnach starke Unterschiede festzustellen.
Der Verband appelliert an die Bundesregierung, umgehend ein weiteres Entlastungspaket auf den Weg zu bringen, das bei den fürsorgerischen Maßnahmen ansetzt: Grundsicherung, Wohngeld und BAföG seien bedarfsgerecht anzuheben und deutlich auszuweiten.
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